Sehen wollen ist der erste Schritt zur Zuversicht. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2016/22, Leitartikel, Zukunft, Zuversicht, Politik, Gesellschaft
31.05.2016 - Matthäus Fellinger
Die Aussichten stehen schlecht, klagen Leute. Sie meinen die Politik, die Kirche, die Wirtschaft, auch ihre eigene Zukunft oder, wie ihre Enkel leben werden.
Als Brillenträger weiß man: Es liegt nicht immer an den Dingen, wenn man sie unscharf und verschwommen wahrnimmt. Gelegentlich muss man die Brille putzen, damit man sehen kann – und Aussicht gewinnt.
Auch das innere Auge bedarf gelegentlich eines solchen Putztuches. „Schlechte Aussichten“ haben oft auch einen eigenen Anteil – und ob man überhaupt sehen will.
Bartimäus, der blinde Bettler, der von Jesus geheilt wird, zeigt die Richtung. „Ich möchte wieder sehen können“, bittet er Jesus – und er heilt ihn.
Sehen wollen ist der erste Schritt zur Zuversicht. Doch lieber machen Menschen die Augen zu: „Ich möchte gar nicht sehen“ sagen sie dann. Was daherkommt, empfinden sie bloß als Störung. Doch mit geschlossenen Augen sieht man nur das eigene Dunkel.
Glauben heißt, sehen wollen. Hoffnungsvoll lebt, wer die Welt gut, also gütig, anschaut. Die Fettspritzer der Vorurteile und Staub des Geredes muss man von den inneren Augengläsern entfernen. Dann würde einem so manch Neues und Fremdes sogar vertraut.