Die Ausbildung zum Kirchenpfleger ist europaweit einzigartig. Wie kostbar das Kunstgut in Pfarren ist und wie Kelch, Holzstatue sowie Messkleid zu pflegen sind, wird in den Kursen vermittelt. Pfarren, die in den richtigen Umgang mit ihren Kunstgütern investieren, sparen Zeit und Kosten.
Ein falsch gefaltetes Messkleid bekommt Bruchstellen; eine Figur mit hauchdünner Vergoldung, feucht geputzt, verliert ihren Goldschimmer. Im Unterschied zu Museen sind Kunstgüter im kirchlichen Bereich ständig im Gebrauch. Das erfordert viel Aufmerksamkeit und Pflege. Die Restaurierung falsch behandelter Objekte kostet im Gegenzug ebenfalls Zeit und Geld. Transport- und Geldmittel sind aufzutreiben, Verhandlungen mit verschiedenen Ämtern und Werkstätten zu führen. Manches Kunstgut, das eng mit der Geschichte der Pfarre verknüpft ist, kann unwiederbringlich verloren gehen. „Es geht um den pfleglichen Umgang mit Objekten und die gezielte Vermeidung von Schäden“, beschreibt Judith Wimmer vom Kunstreferat der Diözese Linz ein zentrales Anliegen des Kirchenpfleger-Kurses. In den Kursen wird ein Gespür für die eigene Pfarrgeschichte, für Rituale und Gegenstände geweckt. Die angehenden Kirchenpfleger/innen lernen diözesane Strukturen kennen, wissen, an wen sie sich im Bedarfsfall wenden können, und entwickeln einen detektivischen Spürsinn für kostbares Kunst- und Kulturgut. „Ein Kirchenpfleger aus Mondsee hat ganz seltene ,Heilig-Grab-Figuren‘ am Dachboden entdeckt. Das Bundesdenkmalamt hat diese wertvollen Objekte restauriert“, erzählt Wimmer von ihren umtriebigen Kirchenpflegern.
Wissbegierig. 161 Kirchenpfleger/innen gibt es bereits. „Ideal wäre, wenn es in jeder Pfarre einen ausgebildeten Kirchenpfleger gäbe“, sagt Wimmer. Vom Mesner einer ländlichen Pfarrgemeinde bis zur pensionierten Ärztin reicht das berufliche Spektrum der bisherigen Teilnehmer/innen. Persönliches Interesse und pfarrliches Engagement sind Beweggründe, die Ausbildung zu absolvieren. Die Kursbesucher/innen kommen aus ganz Österreich und auch aus Deutschland nach Linz. „Die Rückmeldungen aus den Pfarren sind sehr positiv. Und die Leute sehr wissbegierig“, ist die Kunsthistorikerin von den Kirchenpflegern angetan und meint rückblickend: „Nach elf Jahren – der erste Kurs fand 1997 statt – kann ich sagen: Es hat sich im Umgang mit Kunstgut einiges getan, da ist viel Bewusstseinsbildung in den Pfarren passiert.“
Kefermarkt, Wien, Kremsmünster. Der nächste Kirchenpfleger-Kurs beginnt im März. An vier Wochenenden wird bis Mitte Juni Einblick geboten in die unterschiedlichen Bereiche: Baudenkmalpflege, Kunstgeschichte, Alarmsicherung, Finanzierung von Bauprojekten. Station wird gemacht in der Pfarrkirche Kefermarkt und auch in Kirchen mit moderner Altarraumgestaltung wie Grünbach, Lasberg und Pregarten. Diskussionen mit Künstlern vor Ort stehen am Programm und ein Besuch in den Restaurierwerkstätten des Bundesdenkmalamtes in Wien. Im Stift Kremsmünster wird zum Schwerpunkt Restaurierung über den Umgang mit Stein, Metall, Holz und Textilien informiert.
- Kursbeginn: 7./8. März in Linz; Info & Anmeldung (Teilnahme noch möglich): Tel. 0732/73 65 81-44 40, E-Mail: kunst@dioezese-linz.at, Kosten gesamt: Euro 350,–; einzeln: Euro 95,– pro Wochenende.