Es ist ja allgemein bekannt – und braucht nicht extra erwähnt zu werden. Eine Binsenweisheit eben. Das Interesse an einer solchen ist begrenzt. Schade. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2017/11, Leitartikel
14.03.2017 - Matthäus Fellinger
Gut wäre, gäbe es mehr davon: Binsenweisheiten nämlich, die sich nicht erst erklären müssen. Tatsachen, die man nicht lange begründen muss. Selbstverständlichkeiten, auf die man sich verlassen kann.
Unsere Zeit hat Schwierigkeiten mit dem Selbstverständlichen. Nicht neu und nicht außergewöhnlich genug erscheint es. Im Gewöhnlichen scheinen es Menschen nicht mehr gut auszuhalten. Binsenweisheiten ermüden. Sind wir dabei, sie zu verlieren? Was sie bedeuten, merkt man erst, wenn sie abhanden gekommen sind. Die Selbstverständlichkeit zum Beispiel, dem Bedürftigen zu helfen. Der Respekt vor dem Nächsten. Das gemeinsame Lob Gottes im Gottesdienst. Das Grüßen. Danken.
Den Normalfall des Lebens gilt es zu würdigen, denn im Ge-wöhn-lichen steckt das Wohnen. Das Leben also. Immer nur draußen im Neuen, in den effektvollen Inszenierungen: da wird das Leben mühsam und das Mithalten schwer. Faszinierend mag der Reiz des Neuen sein – wenn es eingebettet werden kann in das tragende Netz des Alltäglichen. Wie gut, dass es die Binsenweisheiten gibt. Sie verdienen Beachtung. Die Zehn Gebote zum Beispiel. Bei Gott keine Neuigkeit – aber herausfordernd genug.