Vor 200 Jahren hat der französische Priester Wilhelm Josef Chaminade die Ordensgemeinschaft der Marianisten gegründet. Wie die Gründungsidee weiterhin lebendig bleiben kann, erläutert der Marianist P. Hans Eidenberger.
Ausgabe: 2017/46
14.11.2017 - Josef Wallner
„Am Ursprung unserer Ordensgemeinschaft stehen Laiengruppen, die unser Gründer ab etwa 1800 begleitet hat“, führt P. Hans Eidenberger in die Geschichte seines Ordens ein. Eidenberger ist Regionaloberer der österreichisch-deutschen Region mit 17 Marianisten. Frauen- und Jugendgruppen aus Bordeaux haben sich in ihrer Stadt um Prostituierte angenommen, haben Straßenkinder unterrichtet. Bei Chaminade haben sie sich sonntags getroffen. Bald bekamen sie eine eigene Kirche, die ihr Zentrum wurde. Ihr Engagement stellten sie unter den besonderen Schutz Mariens.
Leitbild
P. Eidenberger weist darauf hin, dass sich von Anfang an das Charisma zeigt, das bis heute Leitbild des Ordens ist: den Menschen durch Bildung – ganz besonders ist die Herzensbildung gemeint – zu helfen, dass sie in Würde als Menschen leben können.“ Im Jahr 1816 hat P. Chaminade zusätzlich zu den Laiengruppen eine Ordensgemeinschaft für Frauen gegründet, ein Jahr später eine für die Männer. Der Schulunterricht wurde zum Markenzeichen der neuen Kongregationen. Heute wirken 1200 Marianisten in 32 Ländern, führen unzählige Schulen und in den USA drei Universitäten.
Wege in die Zukunft
In der österreichisch-deutschen Region haben die Marianisten Schulen in Fulda (1200 Schüler/innen), in Wien (rund 950 Schüler/innen) und die Neue Mittelschule in Freistadt mit über 300 Schüler/innen. Bekannt sind die Marianisten auch durch ihr Bildungshaus am Greisinghof. Das Ordensjubiläum ist für die österreichisch-deutsche Region auch ein Auftrag, gerüstet in die Zukunft zu gehen. Das Durchschnittsalter der Marianisten beträgt hier 77 Jahre. „Wir haben einen Wahrnehmungs- und Verständigungsprozess gestartet, damit wir am Generalkapitel 2018 entscheiden können, wie wir unsere Werke weiterführen“, so P. Eidenberger. Die Marianisten sind für unterschiedliche Möglichkeiten offen, außer Frage steht aber, betont P. Eidenberger: „Es geht nicht ums Zusperren.“ Der Orden möchte Wege finden, dass das Charisma ihres Gründers, die Herzensbildung, auch in Zukunft lebendig bleibt.
Das Herz entscheidet
„In unserer Informationsgesellschaft, wo Fakten und Wissen dominieren, ist es nicht einfach, der Herzensbildung Raum zu geben, aber lohnend und notwendig“, unterstreicht P. Eidenberger. Nicht nur für die Kinder und Jugendlichen, die den Marianisten anvertraut sind, hält er dieses Leitbild für wichtig, auch ihm selbst bedeutet es viel: „Heute wird lange nachgedacht und analysiert, aber wenig entschieden. Der Glaube und die Bildung des Herzens helfen, dass man Entscheidungen treffen, dass man entschlossen seine Aufgaben anpacken kann.“
Einladung zum Festkonzert „200 Jahre Marianisten“
Pädagogische Hochschule der Diözese Linz
Das Programm des Konzerts ist eng mit der Geschichte des Ordens verbunden. „Alles geht vorüber, nur der Himmel nicht“ ist die Uraufführung eines Werkes von Michael Wahlmüller über den seligen P. Jakob Gapp SM. Das „Chaminade-Oratorium“ von 1917 wurde wiederentdeckt und wird ebenfalls aufgeführt. Ehrengäste sind Bischof Scheuer und Altlandeshauptmann Pühringer. Konzert am Sa., 18. November 2017, 19 Uhr, Aula der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz (Salesianumweg 3).