Ich bin ein Systemerhalter – seid mutig, ihr Systemgestalter
"In der Kirch’ wird viel geklagt, Systemgestalter sind gefragt. Es braucht da Leut’ mit Visionen, das kann man nicht genug betonen." Faschingspredigt von Josef Etzlstorfer mit Blick auf Zölibat, Frauen als Priesterinnen und den pfingstlichen Geist.
Ausgabe: 2018/06
06.02.2018 - Josef Etzlstorfer
Humor ist ein Geschenk von oben, ja, danken möcht’ ich und Gott loben. Er hat mir auch Humor gegeben, und das erleichtert mir das Leben.
Für’n Fasching soll ich wieder dichten. Ich möcht’ einmal von mir berichten, was ich so mach’ in letzter Zeit, das vermeld’ ich weit und breit.
Ich bin ein Pfarrer, schon ein alter, bin einer der Systemerhalter. Ich könnt’ schon sein im Ruhestand, doch Priester fehl’n in unserm Land.
Und jetzt in meinen alten Tagen will ich mich noch ein wenig plagen. In d’Heimatpfarr’ bin ich gegangen, hab’ hier noch einmal angefangen.
Das alles war wohl in dem Sinne: Dem Anfang wohnt ein Zauber inne. Denn Altsein kann auch herrlich sein, lässt man sich auf Neues ein.
Vor gut zwei Jahren ist’s gewesen, im Kirchenblatt war’s ja zu lesen. Von Katsdorf hab’ ich Abschied g’nommen, in Oswald bin ich angekommen.
Verricht’ den Dienst als Pfarrer hier, die Leute sind sehr dankbar mir. Doch eines kam mir in den Sinn: Wäre da nicht noch was drin, ein bisschen was von Pension, denn danach sehnte ich mich schon.
Mir ist da in den Sinn gekommen, ich hab’ es auch gleich aufgenommen: Zwei Tage Kloster, fünf Tag’ Pfarr’, das mach’ ich jetzt schon gut zwei Jahr’.
Dieser Rhythmus, der tut gut, das gibt Kraft und das macht Mut. Fünf Tage hier allein im Haus, das gleicht dann die Gemeinschaft aus.
Gemeinsam beten, zelebrieren, im stillen Kloster meditieren, das schenkt Ruhe, das gibt Kraft, dann wird die Arbeit leichter g’schafft.
Im Stifte lebe ich das ORA und auf der Pfarre das LABORA. Ich fahr’ von hier ganz gern ins Stift, weil man dort die Brüder trifft.
In d’Pfarre fahr ich gern zurück und mach den Dienst dann Stück für Stück. Dieser Rhythmus, der macht Sinn, ich hoff’, dass lang noch fit ich bin.
Ich bin noch Pfarrer, schon ein alter, bin einer der Systemerhalter. Dieser Ausdruck ist nicht toll, der klingt für mich sehr vorwurfsvoll: Ihr solltet nämlich nichts mehr tun, ihr sollt’ aufhör’n, nur mehr ruh’n !
Dann wäre das System zu Ende, es müsste kommen eine Wende. Noch brauchen wir Systemerhalter, sehr nötig sind Systemgestalter.
In der Kirch’ wird viel geklagt, Systemgestalter sind gefragt. Es braucht da Leut’ mit Visionen, das kann man nicht genug betonen.
Es braucht viel Mut und Geisteskraft, dann wird der Weg in d’Zukunft g’schafft. Die Kirche muss recht weit jetzt denken, der Geist wird sie in d’Zukunft lenken.
Wie zu Pfingsten muss es sein, da sperrte man sich ängstlich ein. Der Geist hat dann die Tür aufg’macht und die Apostel rausgebracht.
Dasselbe soll auch jetzt geschehen, der Geist, Er möge kräftig wehen! Er möge Furcht und Angst vertreiben, das Alte muss nicht alles bleiben!
Die Wünsche wir ja vielfach kennen, drei davon möcht’ ich kurz nennen: Der Zölibat g’hört freigestellt, die Frau als Diakon uns fehlt, Priesterinnen woll’n wir auch, in Schwesterkirchen sind’s schon Brauch.
Neues muss gefunden werden für das Himmelreich auf Erden. Das Konzil hat viel gebracht, dieser Wind g’hört neu entfacht.
Ein neues Pfingsten soll es geben, der Geist soll heut’ die Kirch’ beleben. Sturm und Feuer war’n die Zeichen, Angst und Kleinmut mussten weichen.
Öffnen wir uns für den Geist, weil Er den Weg in d’Zukunft weist. Beten wir um Licht und Kraft, dann wird viel Neues auch geschafft.
Haben wir ganz viel Vertrauen! Wir müssen nicht alleine bauen, der Herr, Er steht uns an der Seite, führt aus der Enge in die Weite.
Der Zukunftsweg mög’ gut gelingen, der Kirche Freud’ und Hoffnung bringen! Das wünscht ein Pfarrer, schon ein alter. Seid mutig, ihr Systemgestalter!