Geschichten zur Gloriole der Domkrippe im Mariendom Linz.
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Als „einmalig schön“ beschreibt Ilse Prenner den Strahlenkranz mit den musizierenden Engeln. Er gehört zur Linzer Domkrippe in der Krypta und schwebt nach der Restaurierung wieder über der Geburtsgrotte.
Halleluja! (...) Lobt ihn mit dem Schall des Widderhorns, lobt ihn mit Harfe und Leier! Lobt ihn mit Trommel und Reigentanz, lobt ihn mit Saiten und Flöte! Lobt ihn mit tönenden Zimbeln, lobt ihn mit schallenden Zimbeln! Alles, was atmet, lobe den Herrn. Halleluja!
Viele kennen das alte Weihnachtslied: „Es hat sich halt eröffnet, das himmlische Tor. Die Engelan, die kugelan gånz haufenweis hervor.“ Diesen Eindruck vermittelt der Strahlenkranz – die Gloriole – der Domkrippe.
Sie ist nach der Restaurierung wieder in ihrer ganzen Pracht über der Geburtsgrotte zu bewundern. Über dem Jesuskind singen, musizieren und jubilieren 42 Figuren – einzeln oder in Gruppen beieinander stehend, sitzend und knieend.
Der bayrische Krippenkünstler Sebastian Osterrieder hat dieses himmlische Orchester erschaffen. Die Engel sind mit Musikinstrumenten ausgestattet, die zur Zeit Osterrieders – vor mehr als 100 Jahren – verwendet wurden: Orgel, Flöte, Trompete, Gambe, Leier, Triangel und Tschinellen, um nur einige zu nennen.
Ein Dirigent oder eine Dirigentin gibt den Einsatz, ein Engel spielt die Leier, kleine Sängergruppen üben vielleicht schon das „Gloria“. Die Gloriole der Domkrippe ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes, darin sind sich Kunsthistoriker/innen und Restaurator/innen einig.
Zum einen beeindrucke die Größe, meint Ilse Prenner: In dieser Größenordnung sei ihr noch keine Gloriole untergekommen. Sie hat gemeinsam mit einem Team die Gloriole und die Figuren der Domkrippe in den letzten zwei Jahren restauriert.
Über der Geburtsgrotte schweben nun wieder drei geschnitzten Wolkenkreise mit einer Höhe von 230 cm und einer Breite von 210 cm. Sie sind damit fast so groß sind wie die Grotte selbst. „Bei der Restaurierung waren sicher die Größe und Schwere und die damit verbundene De- und Montage eine Herausforderung, die die Dombauhütte hervorragend gemeistert hat“, berichtet Prenner: „Wolken und Engelchen sind an Eisenbändern montiert. Da kommt viel Gewicht zusammen.“
Die Staubschichten wurden mit Pinseln entfernt, die Oberflächen gereinigt, die zahlreichen Bruchstellen ergänzt, gekittet und retuschiert. Die Kosten für die gesamte Restaurierung und Sanierung der Domkrippe liegen bei 300.000 Euro.
Von der Gesamtkomposition sind Ilse Prenner und ihre Kollegin Elisabeth Scheel beeindruckt: „Die Domkrippe ist einmalig schön. Eine Krippe mit diesen Ausmaßen – 12 m breit und 5 m hoch – durchgehend spannend und stimmungsvoll zu gestalten, ist schon eine großartige Leistung der Krippenkünstler damals.
Die Gloriole bildet einen zusätzlichen Höhepunkt, da sie so reich und festlich gestaltet ist.“ Besonders gefallen ihnen die drei Engerl mit dem Notenblatt (siehe Teil 1) und die zwei Engel, die einander beim Blasen der Trompete helfen: Der kleine Engel hält für den Trompeter das lange Rohr. Musizieren kann auch Schwerarbeit sein, wie man sieht.
Wie könnte so ein himmlisches Orchester klingen? „Also ich stelle mir das sehr kräftig vor, freudig und festlich. Wenn so viele Instrumente und junge Stimmen zusammenhelfen, ensteht ein beachtlicher Klang. Vielleicht dominieren auch die Blasinstrumente?“, überlegen Ilse Prenner und Elisabeth Scheel und ergänzen mit einem Schmunzeln: „Wir gehen davon aus, dass sie schon viel geprobt haben in den letzten 100 Jahren – ohne dass wir es mitbekommen haben.“
Anleihen für die Gestaltung könnte Sebastian Osterrieder im Stift Admont genommen haben. Für Admont hat Josef Thaddäus Stammel im 18. Jahrhundert einen Wolkenkranz geschaffen. Auch dort trägt ein Engel wie in Linz in der Mitte das Spruchband „Gloria in excelsis Deo“. „Ob das aber tatsächlich eine Anregung für Sebastian Osterrieder war, ist bis dato nicht geklärt“, sagt dazu Petra Weiss vom Bundesdenkmalamt.
In der Bildenden Kunst finden sich einige dieser Strahlenkränze etwa bei Albrecht Dürer und Lukas Cranach, als Bildhauer hat sie aber Osterrieder für die Linzer Domkrippe zum Leben erweckt. „Für mich stellt die Gloriole den fantasiereichsten Teil der Domkrippe dar. Die Komposition, dass die drei Wolkenkreise sich nach innen verjüngen und so eine Tiefenwirkung herstellen, erscheint besonders reizvoll. Mich beeindrucken diese Kombination aus Krippengeschehen und Gloriole, die die Krippe so einzigartig macht, der Detailreichtum der Figuren und die Größe der Krippe an sich.“
Die Domkrippe zählt zu den größten Krippenanlagen weltweit und kann nun täglich in der Krypta von 11–17 Uhr besucht werden. Räumlich angrenzend ist die Domkrippe in Zusammenarbeit mit dem Ars Electronica Futurlab virtuell in 3D zu erleben.
Ihre Unterstützung – ob klein oder groß – hilft mit, die Krippe im Dom als wertvolles Kulturgut auch für kommende Generationen zu erhalten. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.
Alle Informationen und weitere Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie auf www.krippeimdom.at
Tipp: Die virtuelle Domkrippe im AEC, mit Petra Weiss und Dompfarrer Max Strasser, Deep Space, 2.12., 19 Uhr, Krippenführung via Livestream auf www.youtube.com/kiz4020
Teil 2 von 5
Geschichten zur Gloriole der Domkrippe im Mariendom Linz.
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