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Karikaturisten haben ein Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen, für Stärken und Schwächen der Menschen. Sie bringen zeichnerisch auf den Punkt, was in Worten Seiten füllen würde: die Karikaturisten.
Es ist eine lange Zeit, die Lois Jesner für die Kirchenzeitung tätig war: zuerst als Grafikdesigner, dann zusätzlich als Karikaturist. Vor 44 Jahren hat er begonnen, ab 1997 hat er sich auch als Karikaturist einen Namen gemacht. Über die Linzer Kirchenzeitung hinaus reichte sein Wirkungskreis bis nach Tirol und ins Burgenland. Nicht mit dem Vorschlaghammer, sondern mit feiner Klinge hat er den Bleistift geführt. Reduziert, zuerst in Schwarz-Weiß, dann mit pastelligen Tönen hat er seinen Karikaturen eine unvergleichliche Handschrift gegeben. Zwei Figuren, eine Palme, ein Satz – und alles war gesagt. Nur das Nötigste andeuten, einmal hinschauen, schon war klar: Das ist ein Jesner! Wiedererkennbarkeit ist auch ein Qualitätsmerkmal künstlerischer Arbeit. Jesner hat dies jahrzehntelang für die Kirchenzeitung geleistet und Woche für Woche eine Karikatur „geliefert“, wie er selbst sagt.
Lois Jesner ist 1956 in Mauterndorf im Lungau geboren. Dort verbringt er übrigens bis heute gerne seine Urlaube und macht seine Mountainbiketouren zu den Almhütten in den Lungauer Bergen. Jesner lebt seit den 1970er-Jahren mit seiner Familie (zwei Kinder) in Linz. Hier studierte er nach dem Besuch der HTL für Maschinenbau in Salzburg an der Kunstuniversität Grafikdesign. Noch während der Schulzeit hat er Porträts von Schulkollegen gezeichnet und das Honorar in Essen investiert.
Für die Salzburger Nachrichten hat er eine Leserbrief-Karikatur gemacht, die veröffentlicht wurde. „Das hat mir einen großen Schub gegeben“, erzählte er in einem Interview mit der Kirchenzeitung. Auch für die Unizeitung hat der junge Zeichner seinen Bleistift gespitzt. „So bin ich in das Ganze reingewachsen“, erinnert er sich.
Nach dem Studium machte sich Jesner als Grafikdesigner selbstständig. Er betreute unter anderem Kunden wie den ERNTE Biobauernverband, die Linzer Stadtzeitung oder den Veritas Verlag. Jahrelang gestaltete er das Grafikdesign für das Marketing und die Verlagsprojekte der Linzer Kirchenzeitung unter dem damaligen Verlagsleiter Julius Brock.
Nach einer Anregung des ehemaligen Kirchenzeitungs-Redakteurs Ernst Gansinger gestaltete er den Kinder-Comicstrip „Brille, Wolle, Zwirn“, den viele Leser:innen mittleren Alters noch in bester Erinnerung haben. Ab 1997 wurde die Zusammenarbeit mit dem wöchentlichen Cartoon „Zeit im Bild“ vertieft.
In den ersten Jahrzehnten bot ihm neben gesellschaftspolitischen Schwerpunkten auch die aktuelle politische Lage ausreichend Stoff für seine Karikaturen. In den letzten Jahren nahm er vermehrt das zwischenmenschliche Leben in den Blick, zeichnete Menschen, Paare, Familien in Alltagssituationen und brachte so die Leserschaft zum Schmunzeln und zum Nachdenken.
„Mich interessiert der menschliche Aspekt: Wie reagiert der Normalsterbliche auf das Leben, das er bestehen muss? Er bemüht sich, aber da kommt er oft in schwierige Situationen. Wenn dann etwas schiefgeht und man es überzeichnet, wird es lustig und man kann darüber lachen. Im Scheitern liegt die Komik“, meinte Jesner dazu.
In Summe war er über 40 Jahre als Grafikdesigner und Karikaturist für die Kirchenzeitung tätig und hat ihr Profil entscheidend mitgeprägt. Er war Markenzeichen und Qualitätssiegel der Kirchenzeitung gleichermaßen.
Für seine ausgedehnten Rad- und Mountainbiketouren hat er nun mehr Zeit. Wir sagen Lois Jesner ein herzliches Danke für seine jahrzehntelange Arbeit, seine Kreativität, Verlässlichkeit und Treue und wünschen ihm das Allerbeste für die Zukunft!
Mehr von Lois Jesner: www.kirchenzeitung.at/zeitimbild
Es gibt viele gute Zeichner:innen im Lande. Und jede Zeitung, die etwas auf sich hält, lässt sich dieses grafisch-künstlerische Statement nicht entgehen.
Trotzdem: Für eine Kirchenzeitung zu arbeiten, kann auch herausfordernd sein. Kirche, Religion, Glaube, Politik, Gesellschaft, Kultur, Umgang mit Schöpfung und Natur sollten Themenbereiche sein, denen man sich als Zeichner:in gerne stellt.
Auf der Suche nach einem Nachfolger für Lois Jesner und nach Durchsicht der Szene dachte sich die Kirchenzeitung „Fragen kostet nichts“ und klopfte bei Thomas Wizany an. Wizany kennt man von den Salzburger Nachrichten. Woche für Woche liefert er dort Kommentare zur politischen Lage der Nation – mit spitzer Feder und markant auf den Punkt gebracht.
Wir möchten Thomas Wizany nun unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen und haben ihn deshalb gebeten, uns ein wenig Einblick in sein Leben und seinen künstlerischen Zugang zu geben.
Was ihn reizt, für die Kirchenzeitung zu zeichnen, darauf antwortet Wizany so: „Ich freue mich sehr über die Einladung, künftig für die Kirchenzeitung zeichnen zu dürfen, und möchte mich dafür auch recht herzlich bedanken! Neben der ‚kleinen‘ Innen- und der ‚großen‘ Weltpolitik, die ich seit über 37 Jahren in den Salzburger Nachrichten durch meine Feder fließen lasse, reizt mich die Möglichkeit, in der Kirchenzeitung mehr religiöse und gesellschaftliche Themen zeichnerisch zu kommentieren. Karikaturen zum Thema Religion sind zwar immer ein wenig heikel – sehr leicht lassen sich religiöse Gefühle verletzen. Aber ich glaube, es wäre ein großer Fehler, dieses Themenfeld aus einer falsch verstandenen Vorsicht von vornherein aus der Satire auszuklammern. Alles Menschliche kann satirisch überhöht und betrachtet werden und ist so oft auch besser zu verstehen und leichter zu ertragen. Und was ist menschlicher als Spiritualität und religiöse Sinnsuche? – Darin bei aller kritischer und hoffentlich humorvoller Auseinandersetzung den richtigen Ton zu treffen, ist eine schöne Aufgabe, auf die ich mich freue und die hoffentlich auch den Leser:innen der Kirchenzeitung Vergnügen bereiten wird!“
Der 1967 in Salzburg geborene Architekt und Karikaturist besuchte an der Internationalen Sommerakademie Salzburg die Klassen Illustration (1985 Luis Murschetz)und Architektur (1986 Otto Steidle und 1987 Gustav Peichl). Er studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Meisterschule von Gustav Peichl, der als Ironimus Karikaturen zeichnete. Nach dem Studienabschluss 1992 folgten Studienaufenthalte in Dijon und Siena. Seit 1987 zeichnet er täglich für die Salzburger Nachrichten, wo seine Karikaturen jeden Samstag auf der Titelseite zu finden sind.
Neben seiner Tätigkeit als politischer Karikaturist verfasst er auch zahlreiche Cartoons und Buchillustrationen. Zeichnungen erschienen bisher neben den Salzburger Nachrichten unter anderem auch in der Arbeiterzeitung, in der Akademia und im Spiegel. Die Arbeit als Architekt lief bis 2004 parallel zur Tätigkeit als Karikaturist. Seither setzt Wizany seinen Schwerpunkt auf Ausstellungsgestaltung. So entstanden in den Jahren 2005 bis 2014 die Neugestaltung von Mozarts Geburtshaus in Salzburg sowie das Nannerl-Museum in St. Gilgen am Wolfgangsee und das St.-Peter-Museum im DomQuartier-Salzburg. 2019 übernahm Wizany (in Zusammenarbeit mit haro-architects Salzburg) als Bildhauer die Neugestaltung des Altarraumes der Stiftskirche von St. Peter in Salzburg.
2007 erhielt er einen der renommiertesten Publizistikpreise Österreichs, den René-Marcic-Preis, 2011 bekam er den Österreichischen Naturschutzpreis für besondere Verdienste um Bildung und Information auf dem Gebiet der Umweltwissenschaften und des Naturschutzes.
Wir freuen uns sehr, dass Thomas Wizany ab dieser Ausgabe für uns mit Block und Bleistift das Leben kommentieren wird, und wünschen ihm dafür alles Gute!
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