Gotische Architektur

Das Wort „Gotik“ wurde in Italien abwertend für die nordalpine Architektur vor der Renaissance verwendet. Seit dem 19. Jahrhundert bezeichnet es den um 1140 in Frankreich entstandenen Stil, der sich durch Spitzbogen, Rippengewölbe und weitgehende Auflösung der Wände in großen Fenstern kennzeichnet.

In Oberösterreich fällt seine Blüte in die Zeit der Habsburger von Rudolf I. bis Maximilian I., der in der Welser Burg starb. Heute sind noch mehr als 500 gotische Kirchen ganz oder teilweise erhalten, viele von überregionaler Bedeutung. 

Von der Hoch- zur Nachgotik

Ein Hauptwerk der Hochgotik ist die ab 1270 erbaute Minoritenkirche in Enns, neben der die Walseer vor 1343 eine große Kapelle stifteten. Auf sie geht auch der Frauenturm mit bedeutenden Wandmalereien zurück.

Derselben Zeit entstammt der Kapitelsaal von Stift Engelszell. Mit Hans von Burghausen wurde die Kirche in Pischelsdorf in Zusammenhang gebracht. Ein Hauptwerk des sogenannten Schönen Stils ist die 1417–30 erbaute Bürgerspitalskirche in Braunau. 1466 wurde die Stadtpfarrkirche geweiht, ein Hauptwerk Stephan Krumenauers, dessen Vater Hans Dombaumeister in Passau war. 

Nach Plänen des Wiener Dombaumeisters Hans Puchsbaum entstand ab 1443 die Stadtpfarrkirche von Steyr mit ihrem kostbaren Sakramentshaus. Zur gleichen Zeit wurden das „Bummerlhaus“ auf dem Hauptplatz und die Wallfahrtskirche im nahen Adlwang errichtet.

Zwischen 1451 und 1505 bekam auch Eferding eine große Stadtpfarrkirche mit Doppelwendeltreppe und Figurenportal. Eine Sonderform bilden die zweischiffigen Kirchen von Wartberg/Krems, Weigersdorf, Schöndorf, Gampern und Rüstorf. Vöcklamarkt ist durch die Rautenmuster der Säulen und die reich gegliederte Empore bemerkenswert.

Südportal der Eferdinger Pfarrkirche.

Pfarrkirche Vöcklamarkt, dat. 1512, Blick zur Empore (obere Empore neugotisch)

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In Mondsee, das sich 1434 der Melker Reform anschloss, sind neben der Klosterkirche auch der Kreuzgang und die einzigartige Bibliothek von Bedeutung. Von Mondsee aus wurde auch St. Wolfgang betreut, einer der drei bedeutendsten Wallfahrtsorte des Mittelalters. Dem heiligen Wolfgang ist auch die 1470 begonnene Wallfahrtskirche in Kefermarkt mit ihrem berühmten Flügelaltar geweiht. In St. Peter bei Freistadt steht neben der einstigen Friedhofskirche die ehemalige Allerheiligenkapelle. Auch Wartberg ob der Aist verfügt über zwei gotische Gotteshäuser.

Außerhalb der Stadtmauern wurde die Freistädter Frauenkirche errichtet. Die fünfschiffige (!) Stadtpfarrkirche erhielt 1483–1501 ihren Chor mit dem von Benedikt Ried (?) entworfenen, von Mathes Klayndl ausgeführten Schlingrippengewölbe. Es war Vorbild für jene in Bad Zell und Königswiesen, die noch dichter und dynamischer sind. In Pabneukirchen ruht das Gewölbe auf Kastenkapitellen.

Um 1500 baute Hans Getzinger, der Baumeister der Rosenberger, die Kirche von Haslach an der Mühl neben dem freistehenden frühgotischen Wehrturm. Das Hauptwerk der „Nachgotik“ ist das 1610/12 erbaute Langhaus der Pfarrkirche von Waldhausen.

BURGEN

Viele Burgen sind heute Ruinen, so Schaunberg, Prandegg und Pürnstein, von wo einst ein spätgotischer Kreuzweg zur Annakirche in Steinbruch führte. Erhalten sind die Schlösser von Freistadt, Pragstein, Vichtenstein und das „Alte Schloss“ von Neuhaus mit seinem Bergfried. Die Kapelle von Steyregg enthält Wandmalereien von etwa 1310/20, um 1380/90 folgte der Heiligenzyklus auf Burg Clam. 

Demnächst: Gotische Skulpturen