"Ich freue mich schon, wenn ich auch das Heilige Brot bekomme", sagte mein Sohn kürzlich, als wir Anfang März in unserer Pfarrkirche den Sonntags-Gottesdienst mitfeierten. Mein Sohn überrascht mich immer wieder. Kirchen und Gottesdienste zu besuchen, ist zwar meistens nicht so aufregend für meinen Sohn, aber die Erstkommunion hat schon was. Das ist ein klares Ziel, auf das man hinarbeiten kann. Er freut sich darauf.
Ich gebe zu, die ersten beiden Erstkommunionstunden zuhause waren eine Nervenprobe für mich. Fünf Buben im Alter von 7, 8 Jahren zu begleiten, die am liebsten am Boden rumkugeln, raufen und sich einen Wettlauf liefern, wer den besten Schmäh zur unpassendsten Zeit liefert, ist eine Herausforderung. Ich habe mich redlich bemüht und mich am Behelf für die Erstkommunion-Vorbereitung orientiert. Ich habe von Jesus erzählt, davon, dass er Menschenfischer wurde und Anhänger fand, die mit ihm durchs Land zogen. Schon diesen Umstand fanden die Kinder höchst lustig. Zur Beruhigung der Lage machte ich mich an die Kreativ-Arbeit. Doch eine Gruppenkerze zu verzieren und dazu aus Wachsblättchen mit einem scharfen Messer Symbole herauszuschneiden, schien mir dann höchstgefährlich. Kann ich ihnen scharfes Schneidwerk geben? Was werden sie damit anstellen? Wird es Verletzte geben? - Es ging dann doch alles gut. Bei den Freundschaftsbändern musste ich w.o. geben: keiner der Jungs wusste, wie das geht. Alle gleichzeitig zu betreuen, war ein Ding der Ungmöglichkeit. Ein Gang in die Natur rettete uns. In der zweiten Stunde unterstützte mich mein Mann. Zu zweit ging es besser. Wir sahen einen Film über Jesus und seine Fähigkeit zu heilen. Wir malten eine Jesusgeschichte auf Papier und klebten sie auf eine Schachtel. Ich erzählte von Gott, der immer da ist und uns tröstet, wenn es mal nicht so gut läuft oder wir krank sind. "Gott ist wie meine Mama. Sie ist immer da für mich!", sagte ein Bub. Schön.
Ein abschließendes Vater Unser - und fertig waren wir. Ich war fast zufrieden mit der zweiten Stunde. So wird das was. Kurz danach wurden die Corona-Maßnahmen verkündet. Keine Schule. Kein Gottesdienst. Keine Erstkommunion-Stunden mehr.
Damit die Erstkommunion nicht ganz in Vergessenheit gerät, habe ich heute ein Privatissimum mit Vater und Sohn gemacht: eine Phantasiereise auf dem Boden und danach die Geschichte vom Wasserkrug erzählt. Wasser wird mehr, wenn man es teilt. Wie die Liebe.
Papa schläft noch immer. Der Sohn hat gleich in seinem Buch weitergelesen. Friedliche Stimmung im Hause Leitner-Litzlbauer. Morgen machen wir noch die Wassertropfen wie im Behelf vorgesehen. Die dritte Erstkommunionstunde haben wir dann erfolgreich absolviert. Wir hoffen ja noch immer, dass wir heuer die Erstkommunion wie geplant feiern können. Trotz Corona.
Elisabeth Leitner