Vor der Priesterseminarkirche in der Linzer Harrachstraße steht ein TV-Übertragungswagen. In dem Barockjuwel von Johann Lucas von Hildebrandt sind mehrere Kameras aufgebaut – nicht nur im Gottesdienstraum selbst, sondern auch auf der Empore. Dort sitzt Domorganist Wolfgang Kreuzhuber und wartet auf den Beginn des Palmsonntags-Gottesdienstes. Alles ist bereit für die erste Übertragung der TV-Gottesdienstreihe, zu der sich die Diözese Linz wegen der Coronakrise entschlossen hat. Neben den Angeboten der Hauskirche wird so deutlich, dass trotz allem Ostern ist, dass das gottesdienstliche Leben der Kirche nicht aufhört, dass – um Bischof Scheuer zu zitieren – nicht alles abgesagt ist.
Der Gottesdienst beginnt, die Türe zur Empore wird geschlossen. Dahinter, in einem weitgehend schmucklosen Raum neben dem laufenden Orgelgebläse sitzen der Leiter des Kommunikationsbüros der Diözese, Michael Kraml, und der Hausherr, Priesterseminarregens Michael Münzner vor einem in verschiedene Felder geteilten Bildschirm. Darauf sind die Bilder aller Kameras der Übertragung zu sehen - auch jene, die gerade nicht "on air" sind. Michael Münzner trägt als Kommentator die Begrüßung vor. Dann beginnen die liturgischen Handlungen in der Kirche.
Eine große Prozession ist zwar nicht möglich, aber an einer Osterkrippe in der Kirche liest Diakon Anton Birngruber das Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem und Bischof Manfred segnet die Palmbuschen. Die kleine Gemeinschaft mit Lektorin Cosima Spieß, Kantorin Sr. Maria Regina Scherrer und Kantor Josef Habringer beginnt zu singen. Hinter der Empore gibt Michael Kraml das Zeichen zur Einblendung der Nummer des Liedes aus dem Gotteslob für die Zuseher zuhause. Während die Feiergemeinde unten ohnehin auf Abstandhalten bedacht ist, tragen alle anderen Mitarbeiter Schutzmasken - und kommen sich natürlich auch nicht zu nahe. Für den Ablauf der Feier gibt es einen genauen Plan. Natürlich, mag man einwenden, den gibt es von jeder katholischen Eucharistiefeier. Aber damit bei der Übertragung alles klappt, wird die Sache deutlich umfangreicher: Wer steht wo bei welchem Mikrofon, wann wird wer eingeblendet ... all das ist minutiös vorbereitet. Zum Beispiel jetzt, wo mit verteilten Rollen die Passion vorgetragen wird. An der richtigen Stelle blicken alle - und mit ihnen auch die Kamera - auf das Hochaltarbild vom gekreuzigten Christus von Martino Altomonte aus dem Jahr 1724. In den knapp 300 Jahren seit damals ist viel geschehen, das Bild hat Kriege, Seuchen, Brände, Hunger und Hochwassern überdauert. Es wird auch nach der Coronakrise da sein und auf den verweisen, von dem Christ/innen auf der ganzen Welt das Heil erhoffen.
Er, Christus, ist anwesend in der Eucharistie, welche die kleine Gemeinde eben in der Priesterseminarkirche feiert. Er ist aber auch anwesend in Gottes Wort, das sich dank technischer Hilfsmittel in jedes Wohnzimmer übertragen lässt.
Wolfgang Kreuzhuber greift wieder in die Orgeltasten, mit ausreichendem Abstand zieht die Feiergruppe aus der Kirche aus. Michael Münzner trägt in dem kargen Raum neben der Empore die Verabschiedung vor, die auf den nächsten übertragenen Gottesdienst am Gründonnerstag verweist. Die Headsets mit den Kopfhörern und Mikrofonen werden abgenommen, die Übertragung ist gut gegangen, die Botschaft wurde vermittelt: Dass letztlich durch Gott alles gut werden wird.
Nächste Sendetermine:
Empfangbar auf LT1 und über www.dioezese-linz.at.