Zugegeben, mein Basteltipp ist alt, zu meinem eigenen Erschrecken sogar schon Jahrzehnte alt. Wenn wir im Internat so zumeist im Juni das Gefühl gar nicht mehr unterdrücken konnten, dass die Zeit bis zum Schulschluss nicht vergehen wollte, haben wir „Tagefresser“ gebastelt.
Die einfachste Art war, einen langen, etwa ein Zentimeter schmalen Papierstreifen anzufertigen, den Streifen mit Querstrichen in Felder zu unterteilen und jedes Feld mit einer Zahl zu beschriften, absteigend natürlich: Null war der ersehnte Tag des Schulschlusses. Wir haben den Papierstreifen zusammengerollt, auf eine leere Tixohalterung gegeben und in der Früh Tag für Tag das entsprechende Feld abgerissen. Was für ein Gefühl der Erleichterung. Wieder ein Tag weniger. Manche haben - je nach dem Grad der Abneigung einem Unterrichtsfach gegenüber - das System verfeinert und sich einen "Stundenfresser" zugelegt: noch 27 Lateinstunden, noch siebzehn Mathematikstunden, usw...
Endlich hat die Bundesregierung die Entscheidung bekannt gegeben, auf die viele schon gewartet haben: ab Freitag 15. Mai 2020 dürfen wieder Gottesdienste mit Beteiligung von Gläubigen gefeiert werden. Exakt 23 Tage dauert die Wartezeit. In diesen Zeitraum fallen noch drei Sonntage und das Fest des unseres Landespatrons, des heiligen Florian am 4. Mai. Auch der Marienmonat Mai ist weit fortgeschritten, bis die ersten Maiandachten stattfinden dürfen. Trotz allem: es gibt eine Perspektive und das ist sehr erfreulich. Das Warten hat zwar noch kein Ende, aber – ich weiß aus Erfahrung – ein „Tagefresser“ macht es erheblich leichter.