Wenn man so den ganzen Tag daheim ist - so glaubt man - dann geht bei der Hausarbeit, dem Fensterputzen, Garteln oder Nähen so richtig was weiter. (Fast) alle Ratgeber sind ja auch voll davon, was man in der gewonnenen Zeit alles tun könnte. In Zeiten der Corona-Quarantäne sollte man Neues ausprobieren und das Beste aus der Situation machen - so der Tenor.
Wenn es danach ginge, hätte ich schon mindestens fünf Fotobücher fertiggestellt, das Bikini-Programm für den Sommer liefe auf Hochtouren und die (analogen) Spielkarten wären schon ganz abgegriffen. Ebenso auf der To-do-Liste stünden chinesisch lernen oder mit Yoga beginnen, Dachboden und Keller entrümpeln oder es kreativ mit dem Malen zu versuchen.
Aber erstens habe ich (zum Glück) einen Beruf und schreibe seit Beginn der Coronakrise nicht weniger als zuvor. Und zweitens bin ich das alles nicht. Ich will ich mich in den Pausen und erst recht nach der Arbeit manchmal einfach nur ausruhen. Ja! Nichts tun! Vielleicht sogar ins Kastl schauen oder ein Häferl Kaffee genießen und mit einer Freundin telefonieren. Natürlich habe ich auch schon was gebacken (hier geht es zum Rezept für den abgebildeten Rhabarberkuchen). Und ich drehe mit dem Staubsauger die notwendigen Runden, weil ich den Lurch als Haustier nicht wirklich mag. Ich habe sogar Fenster geputzt. Das ist ja auch alles nicht außergewöhnlich. Aber ich lasse mich nicht treiben und will mich nicht verbiegen.
Nach etwa drei Wochen Homeoffice hat es die innere Stimme in mir endlich aufgegeben mir zu sagen, was gut für mich sei und wofür ich nun sooo viel Zeit hätte. Ich konnte ihr klarmachen, dass ich zwar bei weitem nicht optimal bin, aber auch kein Optimierungsprogramm absolvieren werde, weil jetzt die Zeit gerade optimal wäre. Und darum müssen Fotobuch und Bikinifigur (die sowieso!) noch warten. Chinesisch ist definitiv gestrichen.