Oma Frieda hat heuer ein schweres Jahr. Viele Erkältungen, Krankheiten, Schwächeanfälle, auch die Demenz setzt ihr zu: mit 82 Jahren ist sie nicht mehr die Jüngste. Das weiß sie. Trotzdem möchte sie noch ein paar Jahre leben und so alt werden wie ihre Mutter damals, erzählt sie: ihre Mutter ist 84 Jahre alt geworden. Nach einigen Krankenhausenthalten kommt Oma Frieda Mitte März nachhause. Zu Ostern stürzt sie über ein Kabel und bricht sich das Schultergelenk. Erneut ist ein Krankenhausaufenthalt nötig, nach zwei Wochen kommt sie in Kurzzeit-Pflege. Und die ganze Zeit über fragt sie ihre Kinder am Telefon: "Was kommt ihr mich besuchen? Wieso kommt ihr denn nicht? Corona? Wirklich. Ihr dürft nicht? Aber ... wann kommt ihr jetzt?" - Es ist schwer für sie. Es ist schwer für ihre Kinder und Enkelkinder. Besuchsverbot. Punktum. Nur Oma Frieda kann es nicht glauben. Obwohl ihr das alles komisch und eigenartig vorkommt: die Masken und die versperrten Türen. Ganz einsehen will sie es trotzdem nicht.
Möglicherweise tut sich bald etwas beim Besuchsrecht. Oma Frieda und allen anderen, die auf ihre Angehörigen warten, wäre es zu wünschen. Und den Angehörigen auch. Mit Sicherheitsabstand, Masken und Glasboxen wäre ein Anfang gemacht. Hauptsache man sieht sich wieder einmal.