Nein, in meiner Welt trägt niemand einen Mundschutz. Die Leute sind uneingeschränkt auf der Straße unterwegs. Sie besteigen die Berge, sei es jenen mit der alten Burg oder jenen mit der kleinen Bergkirche samt Ausflugsgasthaus.
Aber damit nicht genug: In meiner Welt kommen die Züge alle pünktlich. Es gibt keinerlei ernstzunehmende Umweltverschmutzung. Das Wasser des Gebirgsbachs ist sauber und versiegt nie, obwohl es in meiner Welt nicht regnet.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Was erzählt der für einen Unsinn? Naja, meine Welt ist 87-mal kleiner als die reale Welt. Und dass die Züge immer pünktlich sind, hat damit zu tun, dass ich sie steuere - auf meiner Modellanlage, die derzeit halbfertig im Keller steht.
Zugegeben: Eine heile Welt ist das nicht. Die Plastikfiguren stehen stumm in der Landschaft herum und verstauben, wenn man sich nicht um sie kümmert. Würde ich das Hobby nicht mit meinem Sohn teilen, wär's auf Dauer auch eine sehr einsame Beschäftigung. Nicht, dass der Rückzug keine guten Seiten hätte - aber immer schön dosiert!
Deshalb ist die Modelleisenbahn zwar eine schöne Freizeitbeschäftigung, aber bei allen Problemen ist mir die reale Welt doch viel lieber. Allerdings verstehe ich in gewisser Weise, dass virtuelle Welten im Internet für junge Menschen eine gewisse Faszination ausüben. Das kann gerade in Zeiten der Ausgangsbeschränkung eine gewisse Entlastung sein - etwa wenn eine Familie in einer Wohnung zusammelebt. Aber es liegt an uns, das reale Leben so auszugestalten, dass wir gerne wieder darin auftauchen.