Dass gebetet wird, ja sogar intensiv gebetet wird, steht außer Frage. Viele greifen zum Rosenkranz, andere zu den Psalmen, wieder andere bevorzugen das stille, persönliche Gebet. Entscheidend ist, dass gebetet wird, das „was“ ist nicht so zentral. Aber ganz beiseite schieben möchte ist das Thema nicht. Sucht man nach Gebets-Vorlagen, die die gegenwärtige Corona-Not zur Sprache bringen, sind ansprechende Texte dünn gesät. Manches ist sehr platt, einfach nur banal.
Die Corona-Krise macht in erschreckender Weise einen Mangel an religiöser Ausdrucksfähigkeit deutlich. Neu entstandene Gebetsvorlagen, die auch eine sprachliche Qualität aufweisen, sind rar. Ausnahmen bestätigen die Regel, ich befürchte aber, dass ich im gesamten mit meiner Einschätzung richtig liege. Leider.
Für mich persönlich ist in den vergangenen Wochen ein (einige Jahrzehnte) altes Gebet zu einem besonders vertrauten Text geworden: das „Christkindler Wallfahrtsgebet“. Ich finde den Inhalt des Gebetes für die aktuelle Lage so treffend, aber auch die sprachliche Brillianz trägt dazu bei, dass ich es gerne spreche und am Schreibtisch liegen habe.
Überallhin
gehst du mit uns,
in das Leben, wenn es anfängt,
in das Leben, wenn es endet,
und zeigst den Stern der Gerechtigkeit
und sprichst von der ehrlichen Freude
und hilfst uns den Funken Liebe suchen
und leuchtest heimlich
auch an den schwarzen Tagen
Jesus
Gotteslicht Menschenkind
(Christkindler Wallfahrtsgebet)