So gingen wir täglich mit unserem autistischen Sohn Max eine Runde spazieren. Die Runde führte nicht nur über einsame Wege, sondern auch durch unsere Siedlung. Leute, die uns begegneten, machten einen großen Bogen um uns. Sie kennen Max und wissen um dessen Distanzlosigkeit bei seinen vielen Fragen, die er den Leuten gerne stellt. Würde ich dies in „normalen“ Zeiten persönlich nehmen, war ich für dieses Ausweichen nun dankbar. Es ersparte uns das permanente Ermahnen „Max, Abstand halten. Nicht ins Gesicht greifen.“ Das ist schwierig für Max.
Aber dafür boten sich andere Gelegenheiten, die Zaungespräche. Es saßen einige Menschen auf ihren Hausbänken, genossen den Kaffee oder ein kühles Bier in der Nachmittags- oder Abendsonne. Sicher geschützt durch den Gartenzaun. So konnten wir beruhigt stehenbleiben und plaudern. Es entstand keine Verlegenheit, die Zaungäste herein bitten zu müssen. Es machte irgendwie frei. Die vielen Corona-Maßnahmen sind für manche Menschen entschleunigend. Man hat nun Zeit zu plaudern, ja man freut sich sogar über diese Abwechslung.
So gesehen, bieten Zäune in der derzeitigen Situation nicht nur eine Sicherheit, im Sinne von sich abschotten oder seine Ruhe haben wollen, sondern gerade das Gegenteil, eine sichere Kommunikation, ein beruhigtes Zusammensein trotz Abstand halten.
Birgit Kubik