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Annemarie Moser aus Schwertberg ist diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester. Sie arbeitet in einem Seniorenheim, in dem die Arbeitsumstände im Vergleich zu anderen Heimen noch erträglich sind. Die Anzahl des Personals liegt über dem gültigen Pflegepersonalschlüssel und die betreuten Menschen können noch zusätzlich beschäftigt werden. Und trotzdem hat Annemarie Moser Angst davor, dass etwas passieren könnte. Denn die Fachsozialbetreuerinnen und -betreuer arbeiten am Limit.
„Die meisten bei uns im Haus fangen um sieben Uhr an, dann wecken wir die Bewohner/innen, leisten Körperpflege und bringen sie zum Frühstück“, sagt Annemarie Moser. Vormittags sind drei Pflegerinnen und Pfleger für 25 Personen zuständig. Die betagten Menschen sollen das, was sie können, so lange wie möglich ausüben. Sie haben mindestens Pflegestufe vier, leiden zunehmend an Demenz und anderen betreuungsintensiven Erkrankungen. Da kann es dauern, bis die Zähne geputzt sind. Währenddessen läuten ständig die Notrufglocken und Telefone. Ein Bewohner hatte eine 24-Stunden-Betreuung zuhause und möchte mehr Zuwendung. Eine Bewohnerin läuft weg, sobald sie die Pflegenden aus dem Auge lassen. Die Bedürfnisse sind zahlreich, das Personal immer in Eile. Zum Tagesablauf gehören die Mahlzeiten, das Zu-Bett-Bringen für den Mittagsschlaf und abends, Inkontinenzversorgung und Toilettengang. Dazwischen werden Medikamente vorbereitet und ausgeteilt. Eine heikle Arbeit, die eigentlich nicht unter Stress stattfinden sollte. Im Nachtdienst ist eine Person für 50 Bewohner/innen verantwortlich. Manche sind bettlägerig und müssen gedreht werden. Andere können nicht schlafen, geistern durch das Stockwerk und drohen, zu stürzen. Auch ein sterbender Mensch und seine Angehörigen sollen gut begleitet werden.
Jeder Arbeitsschritt muss im Computer abgezeichnet werden, sonst gilt er nicht als erledigt. Die Dokumentation sei eine wichtige, aber zusätzliche Arbeit, die nicht gesehen werde, sagt Annemarie Moser. Sie kennt das Gefühl des Ausgebranntseins. Fast zwei Jahre konnte sie ihren Beruf deshalb nicht ausüben. Der Dauerstress und die Personalnot führen dazu, dass erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigen. Die fehlende Wertschätzung spielt dabei eine Rolle. Angehörige fordern mehr und üben schneller Kritik. Aber nicht das Personal sei schlecht, sondern das System, sagt Annemarie Moser. Das will sie nicht mehr schweigend hinnehmen. Deshalb hat sie einen Brief an den Landeshauptmann unterschrieben (siehe Randspalte). „Ich liebe meinen Beruf und dass ich Menschen helfen kann, die unser Land aufgebaut haben“, sagt Annemarie Moser: „Sie haben es verdient, dass es ihnen gut geht.“
Zur Sache
Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seniorenarbeit (Altenpflege), die in oberösterreichischen Einrichtungen der Diakonie, des Sozialhilfeverbands und der Caritas tätig sind, haben einen offenen Brief an Landeshauptmann Thomas Stelzer unterschrieben. In dem Brief wird darauf hingewiesen, dass die Anforderungen seit Jahren steigen, die Zahl der Mitarbeiter/innen aber nicht angepasst wird. Die Personalnot wird auch verschärft, weil erfahrene Kolleginnen und Kollegen das Berufsfeld „Pflege“ verlassen. Jahrelang werde versucht, die Mängel durch größeren Einsatz und Einspringen für Kolleg/innen auszugleichen, das gehe aber auf Kosten der eigenen
Gesundheit. Die Überlastung könne zu Pflegefehlern führen, die überall auftreten können.
Leitragende der Probleme im Pflegesystem seien in erster Linie jene Menschen, die auf Hilde angewiesen sind.
Forderung. Die Unterzeichnenden fordern eine Verbesserung der strukturellen Bedingungen, darunter mehr Personal entsprechend dem Bedarf, um die menschenwürdige Pflege und Betreuung von alten Menschen sicherzustellen.
Siehe auch sozialbetroffen.at
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