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Etwas außerhalb von Schwertberg steht ein schön renovierter Bauernhof. Er könnte eine Pilgerstätte sein. Doch seine Bewohnerin Anna Hackl hat schon vor Jahren aufgehört, Besuchergruppen zu empfangen. Es waren einfach zu viele, die einen Blick auf den Dachboden werfen wollten. Der Dachboden, auf dem zwei junge Männer das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebt haben. Anna Hackl, geborene Langthaler, geht lieber in Schulen, Pfarrsäle und Gedenkstätten, um die Geschichte einer Rettung zu erzählen: Sie war 14 Jahre alt, als ihre Familie zwei ukrainische Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen im Haus versteckt und vor dem sicheren Tod bewahrt hat. Heute, mit 88, kommt sie ihrem selbst erwählten Auftrag immer noch voller Energie nach.
„Es ist mir ein Bedürfnis, dass junge Leute wissen, dass es Konzentrationslager gegeben hat“, sagt Anna Hackl bei einem Besuch in ihrer Stube. Hier sind auch die beiden Geretteten, Nikolaj Cemkalo und Michail Rybcinskij, gesessen, nachdem der Krieg zu Ende war und sie ihr Versteck verlassen konnten. Von hier aus ist Anna Hackl allein im vergangenen Jahr zu fast fünfzig Vorträgen aufgebrochen. Wenn sie dabei in die Gesichter von jungen Menschen schaut, fühlt sie sich in ihrem unermüdlichen Einsatz bestätigt. Denn sie erzählt dagegen an, dass die Menschenverachtung der Nationalsozialisten vergessen wird. Sie will dazu motivieren, sich für Freiheit und Nächstenliebe einzusetzen. „Gerade jetzt, weil es nicht so gut ausschaut“, sagt Anna Hackl. Sie spielt damit auf Aussagen von Regierungsmitgliedern an, die Stimmung gegen Flüchtlinge machen. Am Ende ihrer Vorträge ermutigt sie deshalb auch immer dazu, wachsam zu bleiben, damit eine Katastrophe wie der Nationalsozialismus „nicht mehr passiert“. Quer durch Österreich und bis nach Berlin hat sie ihre Lebensgeschichte schon geführt. Die Kraft dafür schöpft sie aus ihrem Glauben. „Es wäre schön“, sagt Anna Hackl lächelnd, „wenn der Glaube generell ein bisschen mehr werden würde“.
Die Geschichte einer Rettung
In der Nacht vom 1. auf den 2. Februar 1945 brachen 500 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen aus. Die anschließende mörderische Suche nach den russischen Offizieren ging als „Mühlviertler Hasenjagd“ in die Geschichte ein. Zwei junge Männer konnten bis zum Bauernhof der Familie Langthaler in Winden bei Schwertberg flüchten. Maria Langthaler überzeugte ihren Mann davon, die beiden zu verstecken. Die Gefahr für die elfköpfige Familie war groß. „Der Herrgott hat‘s so wollen, als Christin hab‘ ich damals gar nicht anders handeln können“, sagte Maria Langthaler später. Am Tag nach der schicksalshaften Entscheidung machten sich die Eltern mit Tochter Anna auf den Weg in die Kirche. Ein Suchtrupp der „Schutzstaffel“ (SS) kam ihnen entgegen. Anna lief zurück und vergrub mit ihrer älteren Schwester Maria die beiden Männer unter großen Strohbinkeln – sie wurden nicht entdeckt.
Drei Monate lang blieben die Männer auf dem Hof. Nach Ende des Krieges kehrten sie in ihre Heimat Ukraine zurück. Erst neunzehn Jahre später kam es zu einem Wiedersehen. Bei einem Besuch in der Ukraine lernte Maria Langthaler auch die Mutter von Nikolaj Cemkalo kennen, die ihr für die Rettung ihres Sohnes dankte. Mit Michail Rybcinskij war Anna Hackl bis zu dessen Tod 2008 befreundet. Die Geschichte der Familie Langthaler hat Regisseur Andreas Gruber mit „Hasenjagd – Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen“ verfilmt.
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