Wort zum Sonntag
Um auf das Leid von Millionen hinzuweisen, suchte der Papast einen einzigartigen Schulterschluss mit anderen Kirchen.
Mit einem eindringlichen Appell zu Versöhnung hat Papst Franziskus seine Reise in den Südsudan beendet. Die dreitägige Visite hatte das historisch beispiellose Format einer ökumenischen Friedensmission gemeinsam mit Anglikaner-Primas Justin Welby und dem Moderator der Kirche von Schottland, Iain Greenshields. Der Südsudan ist als ehemaliger Teil des Britischen Weltreichs besonders mit der anglikanischen und reformierten Tradition des Christentums verbunden. Zuvor hatte der Papst die ebenfalls instabile und vom Flüchtlingselend gezeichnete Demokratische Republik Kongo besucht.
Auf beiden Etappen wählte der Papst gegenüber den staatlichen Gastgebern ungewöhnlich deutliche Worte. Im Kongo prangerte er Korruption und gewissenlose Ausbeutung der Rohstoffe des Landes an. Vor Präsident Felix Tshisekedi, dessen Wahlsieg von 2018 vielfach angezweifelt wird, verlangte Franziskus eine „freie, transparente und glaubwürdige“ Abstimmung bei den Wahlen im kommenden Dezember. Gegenüber Diplomaten in der früheren belgischen Kolonie verurteilte er einen „neuen Kolonialismus“, der Afrika vor allem als Reservoir von Rohstoffen sieht: „Hände weg von Afrika! Die Erstickung Afrikas muss aufhören: Es ist kein Bergwerk, das ausgebeutet, und kein Boden, der zur Plünderung freigegeben ist.“ Als Schattenseite der Wirtschaft verurteilte er die „Geißel der Kinderarbeit“ und die „Sklavenarbeit in den Minen“.
Zu einer Anklage unsäglicher Gewalt wurde ein Treffen mit Konfliktopfern aus dem Ostkongo, die vor dem Papst und Medien schilderten, wie sie verstümmelt, monatelang vergewaltigt oder zum Essen von Menschenfleisch gezwungen wurden.
Auch im Südsudan redete Franziskus den politischen Verantwortungsträgern ins Gewissen. „Im Namen Gottes“ beschwor er sie, „Schluss“ zu sagen zu Blutvergießen, Gewalt und gegenseitigen Anklagen. Mit Blick auf die schwierige Sicherheitslage im Südsudan verlangte Franziskus die konsequente Eindämmung illegaler Waffenimporte und Schutz für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sowie für Seelsorger. Nach den Worten der UN-Sonderbeauftragten für den Südsudan, Sara Beysolow Nyanti, die mit dem Papst an einem Treffen mit Flüchtlingen teilnahm, zähle die Hungerkrise im Südsudan zu den schwersten der Welt. Nach UN-Schätzungen leben zwei Millionen Menschen als Binnenvertriebene im Südsudan, 2,3 Millionen weitere sind in Nachbarländer geflüchtet.
Lob und Ermutigung fand der Papst für die wachsenden Katholikengemeinden Afrikas. Er nannte sie eine Lunge der Weltkirche. Den leidgeprüften Christen im Südsudan dankte er dafür, dass sie „das Salz der Erde in diesem Land“ seien und für Versöhnung wirkten.
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