Wort zum Sonntag
Katholische Universität und Synagoge sind Nachbarn. Die beiden Einrichtungen trennt zwar eine Mauer, aber Professor Franz Hubmann schaut lieber auf die Nähe als auf das, was zwischen Synagoge und Kirche steht. Dass er sich als Bibelwissenchafter mit dem Judentum beschäftigt, bedarf für ihn keiner Erklärung. Doch nicht das Bücherwissen steht im Mittelpunkt, sondern das gelebte Judentum. „Das kann man nirgends so gut sehen wie in der Liturgie. Beim Mitfeiern des Gottesdienstes spürt man den inneren Kern dieser Religion.“
Besonders sprechen Professor Hubmann beim jüdischen Gottesdienst die Psalmen an. „In Hebräisch gebetet haben sie eine eigene Melodie und Schönheit.“ Das ist eine ganz andere – eine direktere – Art, die Psalmen zu erfahren. Berührt wird der Professor für Altes Testament auch von der Selbstverständlichkeit, mit der die jüdischen Beter sich mit Abraham, Isaak und Jakob verbinden. „Sie sehen sich in direkter Kontinuität mit der biblischen Geschichte. Die Übergabe der Zehn Gebote, die Errettung am Schilfmeer – das alles wird wortwörtlich genommen, das ist ihre eigene, persönliche Geschichte.“ Auch das Schlussgebet der Liturgie geht Hubmann nahe. Da werden die Mitfeiernden erinnert, wofür sie im Leben stehen: den einen Gott zu verehren. „Dieser Zeugnis- Charakter der Liturgie ist sehr schön.“
Passagen, die grundsätzliche Unterschiede zwischen Judentum und Christentum zur Sprache bringen, betet Hubmann nicht mit. Wie zum Beispiel die Bitte um die Wiederherstellung des Tempels. „Im Judentum heißt es ausdrücklich: Man darf nur auf das Amen sagen, was man verstanden hat und wofür man auch einsteht.“
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