ist Pfarrer in Roppen, Karres, Mils bei Imst und Karrösten in Tirol und Missio-Direktor der Diözese Innsbruck.
Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Der Herr ist Richter und es gibt vor ihm kein Ansehen der Person. Er bevor-
zugt niemanden gegenüber einem Armen, die Bitte eines ungerecht Behandelten wird er erhören. Er missachtet nicht den Hilferuf der Waise und die Witwe, wenn sie ihren Jammer ausschüttet. Wer Gott wohlgefällig dient, wird angenommen und seine Bitte dringt bis in die Wolken. Das Gebet eines Demütigen durchdringt die Wolken, und bevor es nicht angekommen ist, wird er nicht getröstet und er lässt nicht nach, bis der Höchste daraufschaut. Und er wird für die Gerechten entscheiden und ein Urteil fällen.
Mein Sohn! Ich werde schon geopfert und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sein Erscheinen ersehnen. Bei meiner ersten Verteidigung ist niemand für mich eingetreten; alle haben mich im Stich gelassen. Möge es ihnen nicht angerechnet werden. Aber der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit durch mich die Verkündigung vollendet wird und alle Völker sie hören; und so wurde ich dem Rachen des Löwen entrissen. Der Herr wird mich allem bösen Treiben entreißen und retten in sein himmlisches Reich. Ihm sei die Ehre in alle Ewigkeit. Amen.
In jener Zeit erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Gleichnis: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach bei sich dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wollte nicht einmal seine Augen zum Himmel erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch:
Dieser ging gerechtfertigt nach Hause hinab, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Woran denken wir, wenn wir beten? An das eigene Gut-Sein, an die Leistungen, die wir bringen, an die Sünden, die wir nicht begangen haben? Oder gestehen wir unsere Verfehlungen ein und erkennen, dass wir niemals fehlerlos sein werden? Beten ist keine Besserungsanstalt, sondern ein Spiegel unserer Seele ...
Was ist Gott bei einem Gebet wichtig und welche Herzenshaltung macht ihm Freude? Diese Frage beantwortet Jesus klar in der Beispielerzählung vom Pharisäer und Zöllner. An diesen Kontrasttypen offenbart Christus wahre und falsche Frömmigkeit. Schon der Standort der beiden Beter zeigt den Unterschied und lehrt uns, in welcher Herzenshaltung auch wir beten sollten: Der erste betet wörtlich „bei sich selbst“, er betet im Grunde gar nicht zu Gott, sondern zählt seine vermeintlichen Verdienste und religiösen Leistungen auf. Er fühlt sich beinahe vollkommen, findet sich selbst religiös genial, merkt aber nicht, dass er dadurch Gott verliert.
Kein Mensch, der die eigene Vollkommenheit zum letzten Ziel hat, wird Gott jemals finden. Wer aber in Demut Gott um den Ausgleich seiner Schwächen und Fehler bittet, dessen Leben wird angenommen werden.
„Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!“ Das Gebet im katholischen Sinn ist nicht etwas für religiöse Profis und Angeber, sondern für den normalen und einfachen Alltagschristen.
Der heilige Augustinus meint dazu treffend: „Gott ist dem zerbrochenen Herzen nahe.
Suche also nicht einen hohen Berg, als wärest du dort näher bei Gott. Erhebst du dich, so zieht er sich zurück. Beugst du dich nieder, so neigt er sich zu dir herab!“
Wir feiern in der heiligen Messe nicht uns selbst, sondern Gott und seine rettende Tat an uns. Der wahre Gottesdienst ist also nicht unser „Theater“, sondern Gottes heiliger Moment, den ER uns schenkt!
Warum nicht bei der nächsten hl. Messe bewusst das Schuldbekenntnis beten?
Warum sich nicht mit tiefer Liebe und Sehnsucht nach Gott an die Brust klopfen?
ist Pfarrer in Roppen, Karres, Mils bei Imst und Karrösten in Tirol und Missio-Direktor der Diözese Innsbruck.
Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at