Franz Kogler leitet seit 30 Jahren das Bibelwerk der Diözese Linz, wo er mit seinem Team versucht, vielen Menschen einen lebendigen Zugang zur Bibel schmackhaft zu machen. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Judas hat sich von Jesus abgewandt und ihn übergeben. Er fehlt nach Ostern im Zwölferkreis. Nach jüdischem Verständnis müssen aber zwölf Männer symbolisch für die Sammlung Israels stehen.
In jenen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder – etwa hundertzwanzig waren zusammengekommen – und sagte: Brüder! Es musste sich das Schriftwort erfüllen, das der Heilige Geist durch den Mund Davids im Voraus über Judas gesprochen hat. Judas wurde zum Anführer derer, die Jesus gefangen nahmen. Er wurde zu uns gezählt und hatte Anteil am gleichen Dienst. Es steht im Buch der Psalmen: Sein Amt soll ein anderer erhalten! Es ist also nötig, dass einer von den Männern, die mit uns die ganze Zeit zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und in den Himmel aufgenommen wurde – einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein. Und sie stellten zwei Männer auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Dann beteten sie: Du, Herr, kennst die Herzen aller; zeige, wen von diesen beiden du erwählt hast, diesen Dienst und dieses Apostelamt zu übernehmen! Denn Judas hat es verlassen und ist an den Ort gegangen, der ihm bestimmt war. Sie warfen das Los über sie; das Los fiel auf Matthias und er wurde den elf Aposteln zugezählt.
Nicht unsere Liebe zu Gott ist ein besonderes Markenzeichen der Christinnen und Christen. Nein. Das Besondere ist, dass Gott uns liebt. Und das hat Konsequenzen.
Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet. Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt: Er hat uns von seinem Geist gegeben. Wir haben geschaut und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Retter der Welt. Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er bleibt in Gott. Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.
Wie soll es in der Zeit nach Jesu Tod und Rückkehr zum Vater weitergehen? Eines ist sicher: Jesus lässt seine Jüngerinnen und Jünger nicht im Stich.
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir! Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllte. Aber jetzt komme ich zu dir und rede dies noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.
Lukas verwendet sowohl im Evangelium als auch in der Apostelgeschichte den Ausdruck Apostel in einem doppelten Sinn. Es sind dies einerseits die Zeugen der Auferstehung Jesu, aber er bezeichnet damit auch jene Gruppe, die Jesus symbolisch für die Erwählung Israels berufen hat – also die Zwölf. Um den Anspruch der Sammlung und der Erneuerung des ganzen Gottesvolkes aufrechtzuerhalten, muss jetzt nachgewählt werden. Im Kreis der versammelten etwa hundertzwanzig Jüngerinnen und Jünger, die für die Fülle des ganzen Volkes Israel mit seinen zwölf Stämmen stehen (zehn mal zwölf), ergreift Petrus die Initiative. Es ist einer auszuwählen, der von Anfang an bis jetzt dabei war. So einer ist ein Zeuge der Auferstehung, der hinausgesandt werden kann (apo-stello bedeutet aussenden, hinausschicken). Lukas will in der gesamten Apostelgeschichte das Wirken des Auferstandenen in der nachösterlichen Gemeinde aufzeigen. Bis heute ist es Aufgabe der Christinnen und Christen, Zeugnis für ihren Glauben abzulegen – Vorbild dafür ist das Wirken Jesu von Nazaret. Die eigentliche Wahl des Matthias erfolgt durch das Los. Dieser Wahl geht das gemeinsame Gebet voraus. Das Gebet der Gemeinde ist in der Apostelgeschichte wichtiger Grundvollzug vor allen Entscheidungen bzw. schließt diese ab. Die Gemeinde öffnet sich damit und Gott wird so als der eigentlich Handelnde ausgewiesen: Der Verlauf der Ereignisse wird damit als von Gott gewollt und geplant verkündet.
Zeuge seiner Auferstehung sein. Im Alltag wohl alles andere als ein leichtes Unterfangen. Vielleicht weist Lukas deshalb in diesem Zusammenhang so ausdrücklich auf das Gebet hin, damit die richtige Entscheidung getroffen wird. Beten heißt: sich öffnen für Gott.
Franz Kogler leitet seit 30 Jahren das Bibelwerk der Diözese Linz, wo er mit seinem Team versucht, vielen Menschen einen lebendigen Zugang zur Bibel schmackhaft zu machen. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at