Das Zusammenleben geht, vor allem wenn mutige Menschen vorangehen und mit Vertrauen auf Muslime zugehen. Leitartikel von Josef Wallner.
Ausgabe: 2016/34, Leitartikel Josef Wallner, es geht weil es gehen muss, Verschleierung, Burka,
23.08.2016
Ob Burka oder Tschador, Niqab oder Hijab – die Diskussion um die Verschleierung muslimischer Frauen ist in den letzten Tagen voll entbrannt. Hilft ein Verbot der Vollverschleierung die Werte einer freien Gesellschaft zu stützen? Ist ein Verbot verfassungskonform? Fragen, die im Grunde ein Unbehagen, zumindest aber eine Unsicherheit gegenüber dem Islam zeigen. Die – dringend – notwendige Suche nach Wegen, wie man Islam und plurale Gesellschaft unter einen Hut bzw. unter einen Schleier bringt, ist schwierig und wird ein gesellschaftlicher Kraftakt werden. Dass er gelingt, bleibt zu hoffen, ist aber nicht sicher. Vielleicht sollte man sich an Abt Franz Pfanner orientieren. Der Vorarlberger hat vor mehr als hundert Jahren in Südafrika die Mariannhiller Missionare gegründet. Ohne Wenn und Aber ordnete er an, dass weiße und schwarze Kinder in gemeinsamen Klassen unterrichtet werden. Als ihm seine Mönche erklärten, dass das in dieser Gesellschaft einfach nicht geht, hat er geantwortet: „Es geht, weil es gehen muss. Und es geht, wenn wir vorangehen.“ Kein schlechter Vorschlag, auch im Blick auf den Islam: Das Zusammenleben geht, vor allem wenn mutige Menschen vorangehen und mit Vertrauen auf Muslime zugehen.