Sozialratgeber
Download hier >> oder Sozialratgeber KOSTENLOS bestellen unter office@kirchenzeitung.at oder telefonisch: 0732 / 7610 3944.
„Mama, ich will einfach nur normal in die Schule gehen und meine Freunde und die Frau Lehrerin sehen.“ Diese Worte richtete der zehnjährige Sohn von Susanne Hain einen Tag vor dem harten Lockdown an sie, als er nicht einschlafen konnte. Das zeigt, dass die Corona-Maßnahmen auch an den Jüngsten nicht spurlos vorübergehen. „Für mich war es ein Schock, dass der Unterricht ausgesetzt wird. Aber ich konnte das nicht einfach hinnehmen, ich musste etwas tun“, sagt Hain. Was folgte, war ein offener Brief an Landeshauptmann Thomas Stelzer und seine Stellvertreterin Christine Haberlander, unterzeichnet von Hain und einer weiteren betroffenen Mutter. Gegenüber der KirchenZeitung versichert LH-Stellvertreterin Haberlander, auf den offenen Brief zu antworten: „Ich habe viele Rückmeldungen von Eltern zu den Entwicklungen in den Schulen bekommen und kann diese verstehen. Der zweite Lockdown war leider alternativlos, um die Menschen vor Infektionen und das Gesundheitswesen vor Überforderung zu schützen. Wichtig ist mir aber, zu betonen: Die Schulen sind offen für all jene Schüler/innen, die eine Begleitung brauchen und wollen.“
Die Umsetzung von Distance Learning werde an den Schulen sehr unterschiedlich durchgeführt, und die Eltern bei derartigen Enscheidungen nicht miteinbezogen – so der Eindruck einiger Eltern. Birgit Müller, die gemeinsam mit Peter Androsch ebenfalls einen offenen Brief verfasste, sieht die Ursache jedoch nicht bei den Lehrer/innen: „Ich bekomme immer mehr mit, wie die Lehrkräfte selber im Stich gelassen werden. Das Problem ist, dass einheitliche Vorgaben fehlen. So macht es jeder, wie er es für richtig hält.“ Den Unterricht per Bildschirm finden beide, Müller und Androsch, nicht optimal: „Die Kinder werden stundenlang vor den Computer gezwungen, das hat negative Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit." „Mein Sohn geht jeden Morgen und Abend trainieren, um einen Ausgleich zum ständigen Sitzen zu haben“, ergänzt Müller. Dazu Haberlander: „Auch in den Schulen lernen Kinder und Jugendliche immer häufiger, mit Tablets und Computern umzugehen. Für jene, die dem Bildschirm ausweichen wollen, gibt es Lernpakete, die man bei der Schule abholen kann. Kinder, welche etwa über kein passendes Endgerät verfügen, können auch gerne in die Schule gehen. Ich weiß von vielen Lehrerinnen und Lehrern, die nach individuellen Lösungen für die Schüler/innen suchen, sodass kein Kind zurückbleibt.“
An der Privaten Volksschule St. Anna in Steyr werde die Bildschirm-Zeit möglichst kurz gehalten, erklärt Direktorin Ulrike Silber: „Wir machen Videokonferenzen mit den Kindern, die maximal 40 Minuten dauern. Einige Lehrer/innen nehmen Videos auf, die sie ins Internet stellen. Für die Kleineren werden die Materialien auch analog vorbereitet.“ St. Anna sei technisch gut ausgestattet, die Rückmeldungen der Eltern durchwegs positiv. Ähnlich läuft das Distance Learning am Marianum in Freistadt ab, schildert Schulleiterin Hedwig Hartmann: „Für die Hauptfächer gibt es Videokonferenzen am Vormittag mit Pausen dazwischen, alles andere ist frei zu organisieren über die Lernplattform. So müssen die Schüler/innen nicht zu lange vor dem Computer sitzen.“ Zusätzlich gebe es einmal pro Woche eine Konferenz mit den Eltern, wo etwaige Probleme angesprochen werden. Trotz der unterschiedlichen Handhabung ist Mutter Susanne Hain mit „ihrer" Schule (VS 43 Stadlerschule) zufrieden: „Die Pädagog/innen sind engagiert, die Kinder liegen ihnen am Herzen. Deshalb kann ich mich gar nicht beklagen.“
Die Schule ist aber nicht nur ein Ort des Lernens, sondern spielt eine wichtige Rolle für das Sozialleben. „Nach den Sommerferien sind viele Schüler/innen wieder sehr gerne in die Schule gegangen, wie ich gemerkt habe. Ihnen ist bewusst geworden, dass es eine tolle Sache ist, sich in der Schule treffen zu können“, sagt Thomas Sinnhuber, Direktor der Volks- und Mittelschule der Kreuzschwestern Linz. Soziales Lernen bleibe derzeit auf der Strecke, ist Direktorin Ulrike Silber sicher: „Ich sehe es deshalb als schulpastorale Aufgabe, zu schauen, wie es den Kindern eigentlich geht und einmal hintanzustellen, wie es lernmäßig aussieht.“ Am härtesten treffe die Situation Einzelkinder, vermutet Nicole Atzlesberger vom Katholischen Familienverband: „Wenn Geschwister da sind, federn die das etwas ab. Aber gerade Jugendlichen ist die Familie zu wenig. Auch wenn sie ihre Freundschaften über soziale Medien halten können, der direkte Kontakt fehlt auch ihnen.“ Der Katholische Familienverband sei von Anfang an gegen Schulschließungen gewesen, positiv sei aber, dass Schüler/innen mit Förderbedarf diesmal aktiv in die Schule geholt werden können und es pädagogische Unterstützung gebe. „Dennoch ist die Situation nicht optimal und wir freuen uns sehr, wenn die Schulen ab 7. Dezember wieder normal geöffnet sind.“ Zumindest war das bei Redaktionsschluss das Ziel.
Wie lauten dazu die Pläne der Politik? LH-Stellvertreterin Haberlander zeigt sich abwartend: „Wir werden mit dem Wiederöffnen der Schulen dasselbe Ziel wie auch vor den Schließungen verfolgen, und zwar Schulen solange wie möglich offenzuhalten und damit Bildung im Präsenzunterricht so lange wie möglich zugänglich zu machen.“ «
Sozialratgeber
Download hier >> oder Sozialratgeber KOSTENLOS bestellen unter office@kirchenzeitung.at oder telefonisch: 0732 / 7610 3944.
Erfahrungen aus dem Alltag mit einem autistischen Jungen >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>