ist Referentin für Bibel, Pfarrgemeinderat und Pastoraljahr/BPAÖ in der Diözese Innsbruck.
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Bevor das Volk Israel ins verheißene Land einzieht, ermahnt es Mose, die Gebote zu halten und nie zu vergessen: Gott, der HERR ist einzig!
Wenn du den HERRN, deinen Gott, fürchtest, indem du auf alle seine Gesetze und Gebote, auf die ich dich verpflichte, dein ganzes Leben lang achtest, du, dein Sohn und dein Enkel, wirst du lange leben. Deshalb sollst du hören, Israel, und sollst darauf achten, sie zu halten, damit es dir gut geht und ihr so unermesslich zahlreich werdet, wie es der HERR, der Gott deiner Väter, dir zugesagt hat: ein Land, wo Milch und Honig fließen! Höre, Israel! Der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig. Darum sollst du den HERRN, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Und diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte,sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen.
Jesus wird im Hebräerbrief mit einem Hohepriester des Tempels verglichen. Der Unterschied: Jesus ist frei von Sünde und ein für alle Mal unser Fürsprecher bei Gott.
Im Ersten Bund folgten viele Priester aufeinander, weil der Tod sie hinderte zu bleiben; Jesus aber hat, weil er in Ewigkeit bleibt, ein unvergängliches Priestertum.Darum kann er auch die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten. Ein solcher Hohepriester ziemte sich in der Tat für uns: einer, der heilig ist, frei vom Bösen, makellos, abgesondert von den Sündern und erhöht über die Himmel; einer, der es nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohepriester zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst dargebracht hat. Das Gesetz nämlich macht Menschen zu Hohepriestern, die der Schwachheit unterworfen sind; das Wort des Eides aber, der später als das Gesetz kam, setzt den Sohn ein, der auf ewig vollendet ist.
Gott lieben und den Nächsten wie sich selbst – so fasst Jesus das oberste Gebot, das bereits an verschiedenen Stellen des Alten Testament vorkommt, zusammen. Prägt diese dreifache Liebe unser Leben?
In jener Zeit ging ein Schriftgelehrter zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr und es gibt keinen anderen außer ihm und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.
Manchmal laufen wir Gefahr, in der Vielfalt des Lebens den Überblick zu verlieren. Die Qual der Wahl beginnt beim täglichen Einkauf, setzt sich fort bei der Entscheidung, welche Schule die Kinder besuchen sollen,
wohin der Urlaub geht, welche politische Partei wir am Wahltag ankreuzen, ob der Sonntag dem Kirchgang oder dem Sport gewidmet ist. Die Freiheit in den Entscheidungen scheint grenzenlos zu sein.
Der Schriftgelehrte, der Jesus im Tempel anspricht, hat ein anderes Problem. Im damaligen Israel gibt es für jede Alltagssituation eine Vorschrift. Leicht kann es passieren, dass man etwas übersieht oder verkehrt macht. Der Dschungel an Geboten und Gesetzen ist kaum zu überblicken. Unbegrenzte Möglichkeiten oder ein Übermaß an Vorschriften – beide Ausgangslagen lösen die Frage aus: Wo liegen die Prioritäten? Was steht an oberster Stelle?
Woran orientiert sich das Leben?
Die Antwort Jesu greift das dreifache Liebesgebot auf, das bereits in den Büchern Mose zu finden ist. Jesu Leben, sein Reden und sein Handeln zeigen uns, dass Liebe kein Prinzip, sondern ein „Tun-Wort“ ist. Die Liebe zu Gott, dem/der Nächsten und der eigenen Person gehören zusammen, keine der drei Dimensionen kann durch die anderen beiden ersetzt werden.
Gottesliebe hat ihre Wurzel in der Dankbarkeit für alles, was im Leben geschenkt ist. Sie entlastet vom Machbarkeitswahn und der Versuchung, einseitig irdischen Dingen nachzulaufen und sie zu vergöttern. Nächstenliebe bewahrt vor spiritueller Weltflucht und befreit aus der Ich-Bezogenheit. Selbstliebe ist eine Antwort darauf, dass Gott uns zuerst geliebt hat. Wer von Gott geliebt ist, braucht sich nicht selbst klein zu machen. Möge gelingen, diese drei Dimensionen der Liebe immer
wieder neu in Balance zu bringen.
Zum Weiterdenken
Wie drücken sich Gottesliebe, Nächstenliebe und Selbstliebe in Ihrem Leben konkret aus?
Liebe ist vielfältig. Lesen Sie dazu 1 Korinther 13,1-13.
ist Referentin für Bibel, Pfarrgemeinderat und Pastoraljahr/BPAÖ in der Diözese Innsbruck.
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