Franz Kogler leitet seit 30 Jahren das Bibelwerk der Diözese Linz, wo er mit seinem Team versucht, vielen Menschen einen lebendigen Zugang zur Bibel schmackhaft zu machen. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Nach Tod und Auferweckung Jesu sind die Jüngerinnen und Jünger Jesu verängstigt und ziehen sich vollständig zurück. Da greift Gott ein, so wie seinerzeit am Gottesberg.
Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber – wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.
In der Gemeinde in Korinth gab es sehr unterschiedliche Gruppen. Jede von ihnen ging ihren eigenen Weg und behauptete, auf dem richtigen zu sein. Da greift jetzt Paulus ein.
Schwestern und Brüder! Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet. Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Denn wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.
Das Entdecken des leeren Grabes und das Zeugnis der Maria von Magdala war den Jüngern scheinbar zu wenig. Zu tief saß immer noch die Enttäuschung über den Tod Jesu.
Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Das Pfingstfest – jüdisch Schawuot (= Wochen) – wird sieben Wochen nach dem Pessachfest gefeiert. Das Wort „Pfingsten“ kommt aus dem Griechischen: pentecoste hemera (fünfzigster Tag). Während das Pessachfest ursprünglich ein Fest der Gerstenernte war, wurde am Pfingstfest die Weizenernte gefeiert und – besonders nach der Zerstörung des Tempels – an die Erscheinung Gottes am Sinai und die Gabe der Weisung erinnert. Phänomene wie Wind, Sturm, Brausen und Feuer begegnen bereits im Buch Exodus bei der Gabe des Zehnworts.
Die Feuerzungen verteilen sich auf jede einzelne Person. Der Geist wird allen auf ganz persönliche Weise zuteil. Diese äußere Erfahrung scheint das Innere zu verwandeln. Nach außen sichtbar wird dies in einem mutigen Auftreten. Die Jünger gehen hinaus und können eine Sprache finden, die über Sprachbarrieren hinweg in allen möglichen Gegenden, in denen es zur Zeit des Lukas bereits Christen gab, verstanden wird. Der Heilige Geist ermöglicht es, „die großen Taten Gottes“ zu verkünden. Diese gelingende Kommunikation über den eigenen engen Kreis hinaus ist ein positives Kontrastbild zum Turmbau zu Babel (vgl. Gen 11,1–9). Während dort das gegenseitige Verstehen verloren ging und die Vielfalt der Sprachen die Zerstreuung der Menschen bewirkte, wird jetzt Gemeinschaft auf neue Weise möglich – als Einheit in Vielfalt. Die verschiedenen Talente und Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder werden als Charismen, als Gaben des Gottesgeistes, gedeutet
Zum Weiterdenken
Am Beginn war es in der Kirche offensichtlich lebendig, sehr lebendig. In welchen Bereichen wünsche ich mir heute in der Kirche (mehr) Feuer?
Eine geisterfüllte Kirche, in der jede Sprache/Stimme gehört (!) wird.
Franz Kogler leitet seit 30 Jahren das Bibelwerk der Diözese Linz, wo er mit seinem Team versucht, vielen Menschen einen lebendigen Zugang zur Bibel schmackhaft zu machen. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at