„Gerade ein liebevoller Umgang mit Sexualität wäre so wichtig“
Ungemein zärtlich, herzlich und mit großer Ausstrahlungskraft. So erleben viele Papst Franziskus. So soll auch die Kirche sein. Beim Diözesantag der Katholischen Männerbewegung (KMB) ging es um eine Kirche mit neuer Anziehungskraft.
Ausgabe: 2013/43, KMB, Gruber
22.10.2013 - Matthäus Fellinger
Samstag, 19. Oktober. Strahlender Sonnenschein – und dennoch ein voller Saal beim Diözesantag der Katholischen Männerbewegung im Schloss Puchberg. An Tagen wie diesem merkt man es. Es weht ein neuer Wind in der Kirche. Die rund 250 Leute im Saal spüren, wovon der Theologe Franz Gruber in seinem Festreferat spricht: Die „Chance, dass Christsein neu gefunden werden kann auf der Grundlage von Freiheit und spiritueller Erfahrung“, lebt. Um das Zweite Vatikanische Konzil ging es – und um die Zukunft der Kirche mit dem neuen Papst Franziskus. „Was wir heute erleben, ist das Ende der bisherigen Ordnung von Religion und Gesellschaft“, stellte Gruber fest. Er ging auch auf Enttäuschungen nach dem Konzil ein, zum Beispiel beim Thema Liebe und Sexualität. Die Herausforderungen der modernen Ehe und Familie wären nicht wirklich verstanden, unzählige Menschen und Ehepaare vor den Kopf gestoßen worden. Heute hätte die Kirche nicht nur in der jungen Generation in Sachen Sexualmoral jede Autorität verloren „Das ist unendlich schade und bedauerlich, denn gerade ein liebevoller Umgang mit Sexualität wäre so wichtig.“
Mit dem Eros des Glaubens
Aber: „Nicht nur die Probleme prägen die Gegenwart, sondern auch die Hoffnungen, Visionen und Neuanfänge“, betonte Gruber. „Wenn Menschen entdecken, dass der Glaube dem Leben dient, suchen sie diesen Glauben wieder“, ist der Theologe überzeugt. Die Zukunft eines neues Christentums hätte längst begonnen – in der die Kirche als heilende Gemeinschaft und Behüterin des Lebens wirkt. Mit Papst Franziskus würden erste Umrisse einer Kirche der Zukunft schon erkennbar, getrieben vom „Eros des Glaubens“, vital und voll Leidenschaft. Von Klarheit, Einfachheit und von einem starken Empfinden für den Nächsten wäre diese Kirche geprägt. „Die Menschen sind selbst der Wandel, den sie suchen“ – so Gruber.
Kirche des Hörens
Franz Gruber analysierte auch die ersten Monate des Franziskus-Pontifikates. Der Papst werde kaum in die Lehrtradition der Kirche eingreifen, sondern die diakonische, selbstkritische Aufgabe der Kirche in den Mittelpunkt rücken. Und: „Der Papst will, dass die Kirche vor allem zuhört.“ Von den Bischöfen erwartet er, dass sie „ihr Ohr beim Volk haben“.
Zielgenaue Politik
KMB-Diözesanobmann Franz Gütlbauer versucht mit der Männerbewegung diese Vision einer heilenden Kirche im Kirchenalltag zu bekräftigen. So ging er auf die andauernde Flüchtlingstragödie vor Lampedusa ein: „Eine Gesellschaft, die angesichts solcher Katastrophen nur daran denkt, die Mittel für Flüchtlingsabwehr zu erhöhen, handelt unchristlich“, betonte er.