Die hl. Elisabeth ist Caritas-Patronin. Ihr Herz gilt den Schwachen
Ausgabe: 1998/46, Caritas, Elisabethsammlung
10.11.1998 - Ernst Gansinger
Die Caritas bittet bei der „Elisabethsammlung“ um Geld, um Bedürftigen im Inland helfen zu können. Armut hat auch das Gesicht derer, denen wir allzuoft nicht ins Gesicht schauen. Alkoholkranke zum Beispiel. AlkoholkrankeDie Diözesancaritas versucht auch diesen Menschen zu helfen. Dr. Franz Aichinger leitet die Beratungsstelle für Alkoholkranke der Caritas. Neben der vorsorgenden Beratung in Schulen (3mal pro Woche, 1997 in 234 Klassen) werden Alkoholkranke und deren Angehörige beraten, betreut und begleitet. Etwa 800 Sprechstunden, 170 Gesprächstherapiestunden, 1.500 Rücksprachen und 14 Hausbesuche vermerkt der Jahresbericht der Beratungsstelle für 1997.Wer ist gefährdet?Alkoholkrankgefährdet ist, so Dr. Aichinger, wer Alkohol braucht, zittert, Schweißausbrüche hat, morgendlichen Brechreiz kennt, unruhig, grantig und aggressiv oder depressiv ist und dessen Situation sich bessert, sobald er Alkohol trinkt. Gefährdet ist auch, wer oft die Kontrolle über die Alkohol-Menge verliert, über die hinaus er nicht trinken wollte. In Oberösterreich gibt es ca. 35.000 Alkoholkranke, drei von vier sind Männer, jeder zehnte ist ein Jugendlicher. Mit den Angehörigen sind damit etwa 100.000 Menschen in Mitleidenschaft gezogen.Die Angehörigen„Wir tun eigentlich gerade für die Angehörigen zu wenig“, sagt Dr. Aichinger. „Denn die Angehörigen von Alkoholkranken bleiben oft auf der Strecke.“ Ihr Selbstwertgefühl zu stärken, ist ganz wichtig. Wie verhalten sich Partner richtig? – Zunächst ist wichtig, sich zu informieren. Vorhaltungen erreichen nichts. Besser ist es, das Problem als Vermutung anzusprechen: „Ich habe den Eindruck, du hast mit dem Alkohol Schwierigkeiten . . . Wir brauchen dich, du bist uns wichtig. . . Wie siehst du das?“ Akzeptieren, daß der Partner krank ist und sich klar werden, was man selber will.Dr. Aichinger fällt auf, daß Männer als Partner von Alkoholkranken brutaler reagieren. Viele lassen die Frauen fallen, kommen gleich mit Scheidung. Frauen dagegen opfern sich oft auf. Nicht selten ertragen sie dabei auch die Gewalttätigkeit ihrer alkoholisierten Partner.Ist der Mann Alkoholiker, kommt in die Familie viel Angst und finanzielle Not. Führerschein-Entzug und Geldstrafen treffen häufig die Familie mehr als den alkoholkranken Mann. Denn dann wird beim Geld der Frau gespart. Außerdem: Wer schickt sein Kind in eine Familie zum Spielen, von der man weiß, daß der Mann betrunken heimkommt? Frauen grenzen sich oft auch aus Scham selber aus, und niemand holt sie ab. Das ist auch als Kritik an den Christen zu verstehen. Auf ein weiteres Problem weist Dr. Aichinger hin: „Niemand spricht Alkoholiker auf das augenfällige Alkoholproblem an. Damit wird der Betroffene im Glauben gelassen, sein Problem fällt eh nicht auf.“ Familienarmut„Armut ist heilbar. Geben wir Familien in Not eine 2. Chance.“ – Mit diesen Sätzen macht die Caritas österreichweit auf die Elisabethsammlung aufmerksam. Beim 3. Zukunftskongreß der ÖVP am 7. November in Linz, stand ebenfalls die „Familie“ im Schaufenster. Landeshauptmann Dr. Pühringer meinte „Familienförderung bedeutet Leistungsausgleich, Familien sind keine Almosenempfänger.“ Die Caritas weiß, daß für nicht wenige Familien dieser gesellschaftliche Anspruch noch nicht zutrifft: Für viele Alleinerziehende zum Beispiel. Etwa für Herrn N., der arbeitslos wurde, Schulden machte, und dem nun schon zweimal vom Arbeitsamt die Notstandshilfe eingestellt wurde. Einmal, weil er eine Arbeit in einem Vierschichtbetrieb nicht annehmen konnte – er fand zur Betreuung seines vierjährigen Kindes niemanden. Die Caritas-Beratungsstelle für Alkoholkranke ist unter der Tel. Nr. 0732/7610-2331 (8-12, 13-17 Uhr, Freitags 8 bis 13 Uhr) erreichbar. Beratung wird auch von anderen Stellen angeboten, z. B. über die Bezirkshauptmannschaften.