„Eine der größten Nöte unserer Zeit ist der Umgang mit unheilbaren Krankheiten und dem Tod“. Dies sagte die Generaloberin der Barmherzigen Schwestern, Scholastika Leitner, am 10. November 1998 bei der Hospiz-Eröffnung im Rieder Krankenhauses.Viel Prominenz kam, an der Spitze Landeshauptmann Dr. Pühringer, Landesrat Ackerl, Bürgermeister Ortig und in Vertretung von Bischof Maximilian der Bischofsvikar für Orden, Prälat Dr. Hörmandinger. Dies ist auch ein Hinweis für die Außergewöhnlichkeit des Ereignisses. Denn erstmals gibt es nun außerhalb Wiens in Österreich eine Hospizstation. Die damit in Verbindung stehende Palliativmedizin sorgt für Schmerzlinderung. Insgesamt zehn Betten hat die neue Station, die unter ärztlicher Leitung von Dr. Harald Retschitzegger, dem Vorsitzenden der oö. Hospizbewegung, steht. Die Hospizbewegung ist auch eine Antwort auf zeitgeistige Euthanasie-Ideen (Recht des Patienten auf den eigenen Tod). Hospize sind Orte für schwerkranke und sterbende Menschen, an denen auf die Bedürfnisse der Patienten und Angehörigen bestmöglich eingegangen wird. Wunsch zu sterbenDr. Harald Retschitzegger sagt: „Wenn Patienten ausdrücken, sie möchten sterben, dann ist meist gemeint, daß sie so nicht mehr weiterleben wollen: Vielleicht einsam, ohne Zuwendung, schmerzgeplagt. Es ist der Hilferuf nach Verbesserung der Situation, aber nicht der Ruf nach aktiver Tötung.“ Hospizarbeit heißt vor allem, Zeit und Zuwendung geben. Hospiz beginnt außerdem lange vor dem Sterben. Es geht um Schmerzlinderung und Lebensbegleitung. Auch können etwa ein Drittel der Patienten wieder in häusliche Pflege entlassen werden.Zeit im KrankenhausDie Pflegedirektorin des Rieder Krankenhauses, Elisabeth Vormayr, brachte beim Festakt zur Eröffnung einen Wunsch zum Ausdruck, der unserer schnellebigen Zeit ein Denkanstoß zu sein vermag: Bewerberinnen für die Hospizstation sagten unter anderem, sie möchten dort arbeiten, weil sie dort mehr Zeit für die Patienten haben. Daran anknüpfend fragte Elisabeth Vormayr: „Warum konzentrieren wir die optimale Arbeit auf den Lebensabschnitt vor dem Tod? Ich wünsche mir, daß Sich-Zeit-Nehmen ganz allgemein in unseren Krankenhäusern Einzug hält.“