„Gib die Mama nicht ins Altersheim, denn dann kannst einmal ohne schlechtes Gewissen beim Grab stehen.“ – Es sind starke Sprüche, die sich manch pflegende Angehörige von jenen Verwandten anhören müssen, die sich selber um die Pflege kaum scheren.Die Caritas-Altenhilfe/Pflegende Angehörige und „Pro Senectute“ luden am 11. November in das Bildungshaus Schloß Puchberg zu einem Erfahrungsaustausch für pflegende Angehörige ein. Sie pflegen Verwandte mit großer Liebe und hohem Einsatz. Aber sie sind oft auch erschöpft, alleingelassen, überfordert. Schon sich aussprechen zu können, ist neben der Unterstützung durch professionelle Dienste eine der wichtigsten Hilfen.In ein Konzert gehen oder ins Theater, einmal untertags sich mit Freundinnen treffen oder ohne Streß einkaufen – für etliche sind dies seit Jahren unerfüllte Träume. Wer springt ein, wenn ich nicht da bin, ist die häufig ohne Antwort bleibende Frage. Sie sollten dafür jemanden konkret ansprechen, riet die Referentin Dr. Isabella Kernbichler, die in der Altenarbeit und Sterbebegleitung tätig ist. Hören wir dem Erfahrungsaustausch weiter zu: „Ich erhalte für meine verwirrte Mutter kaum jemanden, der aushilft“, sagt eine Frau und spricht an, daß sich viele nicht trauen auszuhelfen, weil ja etwas passieren könnte. Dr. Kernbichler macht Mut: „Wenn wir alles absichern wollen, dann dürfen wir keinen Schritt mehr vor die Tür machen. Wenn ich die Möglichkeit schaffe, daß jemand noch was erleben kann, und dabei ein Risiko eingehe, hat der Mensch mehr Lebensqualität, als wenn ich über ihn eine Käseglocke stülpe.“Manche betreuen kranke Menschen, die den Pflegenden das Leben sehr schwer machen. Betroffene erzählten ihr Schicksal unter Tränen: Eine schwer depressive Mutter droht immer wieder damit, sich umzubringen. Eine andere Mutter erlaubt ihrer pflegenden Tochter nicht, auch nur für kurze Zeit wegzugehen. Eine dritte Frau erzählt, wie schwer sie es mit ihrer pflegebedürftigen erwachsenen Tochter hat, für die sie niemand findet, der sie vorübergehend entlastet. – Geschichten der Hilflosigkeit und Verzweiflung. Lebensgeschichten, die an den Grenzen des Lebens aufgezeichnet wurden. Grenzen dessen, was Menschen leisten können und auch manch grenzenloses Im-Stich-Lassen. Über all diese Grenzen hinaus würde das Sich-Aussprechen-Können mit Gleichgesinnten führen und die Unterstützung in der Pflege aus der Verwandtschaft.