Politiker beim ersten Pfarrkirchner Kulturgespräch
Ausgabe: 1998/47, Pfarrkirchen, Kulturgespräch
17.11.1998 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Pfarrkirchen bei Bad Hall. Es genügt nicht, sich mit Kultur und Kunst nur dann auseinanderzusetzen, wenn sie zum Konfliktfall geworden ist. Die Katholische Männerbewegung Pfarrkirchen wagte ein „Erstes Pfarrkirchener Kulturgespräch“ und lud dazu die Kultursprecher der Landtags-Parteien ein. „Was Kunst ist – und was nicht mehr als Kunst gelten kann“, darüber gab es am 12. November einen engagierten Meinungsaustausch. „Es gibt keine gültigen Definitionen von Kunst“, meinte etwa der freiheitliche Dritte Landtagspräsident Mag. Manfred Bodingbauer. Er forderte das Recht ein, Kunst auch kritisieren zu dürfen, ohne gleich in den Ruf zu kommen, man wolle wieder die Zeiten heraufbeschwören, in denen von „entarteter Kunst“ die Rede war. Grün-Kultursprecher Gunter Trübswasser skizzierte, wie sich die Kunstkriterien des 19. Jahrhunderts angesichts der Leiderfahrungen und der technischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts überholt hätten. Eine der wichtigsten Lehren des Jahrhunderts: Es dürfe nie wieder Bücherverbrennungen und Bilderstürmerein, von oben verordnet, passieren.Auch Mag. Gerhard Tusek, Kultursprecher der Volkspartei im Landtag, bekannte sich zur „Freiheit der Kunst, „eng gekoppelt allerdings mit Verantwortung“. Für die Sozialistische Partei plädierte die Zweite Landtagspräsidentin Gerda Weichsler vor allem für eine bessere Förderung der Literatur, besonders der Kleinverlage. Und sie ist für einen möglichst weiten Kunstbegriff. „Kunst darf alles, muß aber nichts“. Übereinstimmung herrscht bei den Politikern, daß bei der Kunstförderung besonders junge Künstler gefördert werden sollen. Jene, die sich am „Markt“ sowieso behaupten könnten, bräuchten auch nicht gefördert werden.Beim „Ersten Kulturgespräch“ in Pfarrkirchen wurde Kunst mit Politikern diskutiert. Entstanden ist dabei der Wunsch, sich auch mit zeitgenössischen Kunstwerken intensiver auseinanderzusetzten. Eine Linz-Fahrt zum Thema moderne Kunst wurde ins Auge gefaßt.