Gallneukirchen: Dorfabende als lebendige Hauskirche an der Basis
Ausgabe: 1998/50, Gallneukirchen, Dorfabende
09.12.1998 - Maria Haunschmidt
Laßt die Kirche im Dorf – die Pfarre Gallneukirchen nimmt den Slogan wörtlich: Gläubige treffen sich bei Dorfabenden, um mit einem geschulten Leiter Hauskirche zu feiern. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!“ – Dorfabend – damit ist eine gemeinsame Glaubensvertiefung gemeint. Was bei einer lebendigen Pfarr-Mission vor etwa zehn Jahren begonnen hat, ist inzwischen fixer Bestandteil des pfarrlichen Angebotes. An den diesjährigen 51 Dorfabenden nahmen insgesamt 750 Personen teil. „Es geht beim Dorfabend um Gemeinschaft, das Miteinanderbeten - und feiern und auch um eine wertvolle Verbindung zum Pfarrgeschehen”, so Gallneukirchens Pfarrer Johann Altendorfer, der sich darüber freut, daß meist von jedem Haus wenigstens eine/r dabei ist. „Für viele ist es neu, so offen über religiöse Themen und den Glauben zu reden“, so die Erfahrung. Dies sei ein Lernprozeß.Die 26 Dorfabendleiter – sie probieren den ersten Dorfabend zunächst selber durch – , kommen großteils aus den Reihen des Pfarrgemeinderates. Ein Dreierteam bereitet vor. Den Abschluß bildet ein Reflexionsabend. Persönliche EinladungEingeladen wird von der Gastfamilie meist auf der persönlichen nachbarschaftlichen Ebene, unterstützend wirken schriftliche Einladungen von der Pfarre. Manchmal nehmen nur 8, des öfteren aber mehr als 20 Personen teil. Zunächst wird ein Wortgottesdienst gefeiert. Je größer der Bezug zum eigenen Leben gesehen wird, umso lebendiger gestalten sich die Gespräche. Dies zeigte sich sowohl bei den vorjährigen Themen „Wir alle sind Kirche” und „Daheim sein im Haus Gottes” als auch beim heurigen anspruchsvollen Thema „Wenn wir das Leben teilen. Mahlgemeinschaft – Eucharistie.” Auf großes Interesse stößt immer der Info-Teil, in dem Pläne der Pfarre besprochen werden, etwa die bevorstehende Kirchenrenovierung. Auch bei den folgenden allgemeinen Vorschlägen und Anliegen – Lob, Wünsche, Kritik – geht es sehr rege zu. Alle Punkte, egal ob diese nun z.B. liturgische Veränderungen oder soziale Belange betreffen, werden von den Pfarrverantwortlichen sehr enstgenommen, Rückmeldungen ausgewertet und als Basis weiterer Arbeit verwendet. Gewünscht wurden heuer etwa „gelegentliche Predigten von der Kanzel”, „Strategien gegen den Rückgang der Kirchenbesucher überlegen“ und „Ruhe und Stille in der Messe als Gestaltungselement“. Auf Anregung der vorjährigen Dorfabendbesucher werden im heurigen Arbeitsjahr u. a. Veranstaltungen zu den Themen Suchtprobleme, wie das besorgniserregendes Rauchen von Jugendlichen, und Umgang mit Aggressionen angeboten. Auch hat man die Feierform für Totenwachen modernisiert. Angesprochen werden von den immer im Spätherbst stattfindenden Dorfabenden vor allem Gläubige in den Dörfern draußen. Für das nicht flächendeckend erfaßte innere Ortsgebiet will man sich einen anderen Namen anstatt „Dorf-Abend“ überlegen. Man hofft damit auch verstärkt Neuzugezogene zu gewinnen.