„Mein Geld muss für mich werken und laufen, mit Tod und Teufel hart sich raufen.“ Hugo von Hofmannsthals Jedermann ist es egal, wie sich sein Geld vermehrt. Doch weil viele Menschen nicht wollen, dass ihr Geld mit Tod und Teufel zu tun hat, gibt es ethische Geldanlage.
Ob Geld für ein Atomkraftwerk oder für nachhaltige Energieformen, für eine Panzerfabrik oder eine Schule investiert wurde, macht einen Unterschied. Nicht nur beim Fairen Handel steigt die Sensibilität der Konsumenten: auch am Geldmarkt wachsen die Investitionen in ethische und nachhaltige Produkte. Aber wie kommt der Bankkunde zu seiner ethischen Geldanlage? „Zugegeben: für den normalen Kunden ist der Überblick schwierig“, sagt Klaus Gabriel. Der österreichische Theologe und Ethiker ist Geschäftsführer des Vereins zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage in der Finanzmetropole Frankfurt. In fast allen Bereichen gibt es ethische Alternativen zur herkömmlichen Anlage, sagt Gabriel.
Sparbuch mit Zweckbindung
Die meisten Österreicher sind Sparbuchkunden: „Es gibt Banken, die Ethiksparbücher anbieten.“ Bei diesen besteht eine Zweckbindung für das eingelegte Geld. Kleinere Initiativen bieten Sparformen an, bei denen Kredite für Projekte in der Region vergeben werden. Und als weitere Möglichkeit werden Sparbücher angeboten, bei denen das Geld am Kapitalmarkt angelegt wird – ein „Ethikfilter“ schließt dann Branchen wie zum Beispiel Waffenproduzenten aus. Zudem gibt es Angebote mit Zinsabtretung für nachhaltige oder soziale Projekte. 216 Ethik- und Nachhaltigkeitsfonds sind am österreichischen Kapitalmarkt zugelassen. Dieser Markt betrifft den Einzelkunden zum Beispiel bei einer Pensionsvorsorge. Um nicht die Übersicht über die vielen Angebote zu verlieren bieten Zertifizierungen eine Hilfe. „Mit dem Umweltzeichen 49 ist Österreich da ein Vorreiter“, sagt Experte Gabriel: Dieses Zertifikat, welches das Lebensministerium vergibt, bekommen nur Finanzprodukte, die bestimmten Kriterien entsprechen. „Hinter dem Zertifikat stehen Werthaltungen, die in Österreich mehrheitsfähig sind. Da die Österreicher zum Beispiel überwiegend gegen Atomstrom sind, fallen solche Investitionen heraus. Ein Fonds, der das nicht einhalten kann, bekommt kein Zertifikat.“
Transparente Fonds
Freilich sind Werte auch etwas Persönliches. Manch einer möchte sein Geld nicht in die Tabakindustrie stecken. Um zu erkennen, worin ein Investmentfonds konkret investiert ist, muss ein Fonds besonders transparent sein. Ein transparenter Fonds verfügt zum Beispiel über das Transparenz-Logo von Eurosif, eine europaweite Dachorganisation für nachhaltiges und verantwortetes Investment. „Bei dieser Zertifizierung werden die Werthaltungen nicht beurteilt. Bewertet wird, ob klar kommuniziert wird, wofür ein Fonds steht. So kann man jenes Produkt wählen, das am ehesten den eigenen Standards entspricht“, schildert Gabriel.
Ethikfonds in der Kritik
Letztlich ist die Information entscheidend. Eine Studie der Arbeiterkammer hat heuer die Transparenz von zehn Ethikfonds kritisch beurteilt, unter anderem, weil oft nicht klar sei, was „nachhaltig“ jeweils bedeutet. So sei in manchen Fonds auch die Erdölindustrie vertreten, kritisiert die AK. „Unsere Erfahrung ist da anders“, sagt Klaus Gabriel. Nachholbedarf sieht er aber mancherorts bei der Schulung der Bankberater, damit diese auch über die ethischen und nachhaltigen Fonds informieren können. Es gibt zum Beispiel einen wachsenden Bereich von Fonds, die zwar ethische oder nachhaltige Aspekte in ihrer Strategie integrieren, diese aber nicht zur obersten Priorität machen. „Das muss man beobachten, damit Ethik nicht verzweckt wird. Außerdem muss man sehen, ob die Fondsmanager die ethischen Kriterien nicht über Bord werfen, wenn die Rendite anders besser ist.“ Daneben existiert aber ein Bereich von Fonds, in dem die ethischen Ziele mehr Priorität haben als die Rendite, die es also bewusst in Kauf nehmen, eventuell weniger Gewinn zu machen. Allerdings würden Untersuchungen zeigen, dass man mit Ethikfonds im Großen und Ganzen nicht schlechter fährt als mit herkömmlichen Fonds, sagt Gabriel.
Rendite
Grundsätzlich ist es auch bei ethischer Geldanlage das Ziel, Gewinn zu machen. Und einen zweiten Punkt hat ethische mit konventioneller Geldanlage gemeinsam: das Risiko. „Nur weil etwas ethischer oder nachhaltiger ist, bedeutet das nicht, dass es weniger risikoreich ist“, sagt Gabriel und empfiehlt, sich gut beraten zu lassen.
Zahlen aus Österreich 7,1 Milliarden Euro waren 2013 in Österreich in nachhaltige Geldanlagen investiert (Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlage). Das waren um 27 Prozent mehr als 2012. Die Summe teilt sich auf in 4,1 Milliarden Euro in Investmentfonds, 2,6 Milliarden in Mandaten und 0,5 Milliarden Einlagen in einer Spezialbank. Bei Fonds und Mandaten hat nachhaltiges Investment einen Marktanteil von 4,5 Prozent. Als Investoren treten v.a. Vorsorgekassen und Pensionsfonds auf. Einen Kurs für ethische Geldanlage bietet die Katholische Sozialakademie: www.geldundethik.org. Siehe auch: www.gruenesgeld.at