In Schwierigkeiten da sein

Die Grundfunktion der Nächstenhilfe hält das Prophetische in der Reich-Gottes-Botschaft wach. Das bedeutet: Wenn ich die Menschen am Rand der Gesellschaft in den Blick nehme, fällt mir auf, was alles „(noch) nicht ideal läuft“. Die Spannung zwischen dem, was ist, und dem, was sein könnte und sollte (weil es von Gott „verheißen“ und von daher möglich wäre), wird sichtbar.

Im Ersten Testament ist dem Volk Gottes die Integration der „Fremden, Waisen und Witwen“ aufgegeben (Deuteronomium 24,17–22). Das waren die Menschengruppen, die damals am gefährdetsten waren. Jesus nimmt das auf in seine Verkündigung: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40). Immer wieder neu zu schauen, wo die Not am größten ist und helfen, bringt Gott in die Welt. Auch wenn die Schöpfung „leidet“, ist das ein Thema und ein Handlungsfeld einer Pfarrgemeinde, die sich nach den Grundfunktionen ausrichtet.

Anstöße

Was braucht es dafür und was kann der Pfarrgemeinderat tun?

• Offene Augen, Ohren und Hände, um sehen, hören, nehmen und geben zu können; am besten konkret, damit wir uns nicht überfordern, zunächst einmal jene Menschen in den Blick nehmen, die im Pfarrgebiet leben; mittendrin sein im Zusammenleben. Die Nächsten sind nahe, und die Nächsten sind auch in den armen Ländern des Südens zu finden. Was bedeutet da „helfen“?
• Zuerst reden, dann helfen: Dann nehmen wir die eigene Begrenztheit wahr, und verhindern eine Haltung des Almosengebens. Herausfinden, was weiterhilft und nicht einfach „Rat-Schläge“ geben. 
• Die eigene Bedürftigkeit anerkennen, um Selbstgenügsamkeit und Überheblichkeit zu überwinden: Alle Menschen sind darauf angewiesen, dass ihnen Wesentliches „geschenkt“ wird, was das Leben lebenswert macht.
• Sich an die Seite derer stellen, die sich schwertun, zu (über)leben; das passiert nicht nur „Face-to-Face“: Stellung beziehen, gesellschaftliche Schieflagen aufzeigen, sich über Medien, Veröffentlichungen, im Gespräch mit Politiker/innen einbringen, das gehört genauso dazu.

Zu etwas gut sein

Die Glaubwürdigkeit, ja die Existenzberechtigung der Kirche als „Zeichen, dass Gott das Gute für alle Menschen und die ganze Welt will“, hängt an diesem Dienst der Kirche an den Menschen, an der Gesellschaft, an der ganzen Schöpfung. „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts“ (Bischof Jacques Gaillot). Jede Pfarrgemeinde verwirklicht die Grundfunktion „Caritas und Solidarität“ nach ihren Möglichkeiten und Ressourcen; sie lässt keine/n links liegen. 

Kirche mittendrin

Teil 3 von 4 – In Schwierigkeiten da sein

Die Serie zur Pfarrgemeinderatswahl 2022 vom Pfarrgemeinde-Team im Pastoralamt Linz