Wie geht Zuversicht? Und wie ist das mit der Suche nach Sinn und Glück? Rund 300 ehrenamtlich tätige Personen hörten drei Stunden lang die Vorträge einer Sinnforscherin. Der Anlass: Die Jahrestagung der KBW-Treffpunkte Bildung, die am 26. und 27. April in Puchberg stattfand. Die Forscherin: Tatjana Schnell von der Universität Innsbruck. Diese sieht im Sinn des Lebens nicht etwas klar Benennbares und Erklärbares. Man könne Glück nicht machen, es gibt auch kein Recht auf Glück sagt sie. Und beim Thema Sinn sei es auch nicht so einfach. Es gebe ihn nicht als eine klar benennbare Sache. Sinn sei eine Zuschreibung. Menschen halten etwas für sinnvoll. Tatjana Schnell spricht deshalb nicht vom Sinn des Lebens, sondern vom Sinn im Leben.
Die Forschung zeige: Sozial mit anderen verbundene Menschen, die von sich selbst absehen können, entdecken Sinn im Leben viel eher als andere, die dem eigenen Glück und dem Sinn krampfhaft nachjagen. Ehrenamtliches Engagement sei so für viele Menschen eine echte Sinnquelle. Auch dass jemand sein Leben in ein größeres Ganzes eingebunden erfährt, sei eine gute Voraussetzung, sein Leben als sinnvoll zu erfahren. Menschen bräuchten dieses Empfinden: „Ich habe einen Platz im Leben. Ich werde wahrgenommen. Mein Leben ist für etwas gut.“
Zuversicht zu spüren, das meint viel mehr als nur optimistisch zu sein. Optimismus glaubt an den guten Ausgang. Zuversicht aber sagt: „Ich bin mir nicht sicher, ob etwas gut ausgehen wird, aber ich bin gewiss, dass das, was ich tue, sinnvoll ist.“ Die Zuversicht wagt etwas. Sie wagt den Schritt, im Vertrauen darauf, dass der Boden trägt, auf den man tritt.
Tatjana Schnell ermunterte in ihren Vorträgen zu einer „Unsicherheitstoleranz“ – und zur Bereitschaft, auch mit nicht eindeutigen Gegebenheiten zu leben. Zwei „Täuschungen“ benannte sie. Da gibt es die eine, die das Gute kaum sieht – denn das Gefahrvolle und Negative werde von Menschen viel stärker wahrgenommen als das Gute. Aber auch ein prinzipielles positives Denken, das alles Leidvolle zur Seite schiebt, werde dem Leben nicht gerecht. „Zuversicht geht nur, wenn man sich dem Schmerzvollen zuwendet und dem Leid Platz im Leben einräumt“, sagt Tatjana Schnell. Zuversicht hat mit der Fähigkeit zu tun, sich dem ganzen Leben zu stellen. „Wenn wir das Leiden nicht zulassen, können wir es auch nicht loslassen.“ Die Zuversicht wagt in diesem Sinn auch die Auseinandersetzung mit dem Schweren und mit der Angst. Menschen, die ein traumatisches Erlebnis hinter sich haben, gelinge es, achtsamer und aufmerksamer zu leben. Sie sagen dann: „Früher habe ich existiert. Jetzt lebe ich.“
Zuversicht, sagt Tatjana Schnell, sei eine Haltung. Sie hält es aus, dass wir uns einer Sache nicht sicher sind und den Ausgang nicht kennen. Sie macht auch das Glück nicht zur Hauptsache, die es anzustreben gilt. „Zuversicht heißt, Unsicherheit zulassen zu können, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen. Sie akzeptiert, dass auch das Leid seinen Platz hat. Sie ist ein bewussteres Erleben.“ Mit der Zuversicht einher gehe die Dankbarkeit, die sich nicht nur aus tollen Erlebnissen speist, sondern aus der Summe des Lebens Freude empfindet.
Erstmals wurden im Rahmen der KBW-Jahrestagung die Lebensnutzen-Preise vergeben – und zwar an die KBW-Teams folgender neun Pfarren:
Ampflwang (Bibelgespräche seit 2003)
Grieskirchen (Reihe „Was bringt die Zukunft?“)
St. Willibald (Fairzwirnt und angezogen)
Nußbach (Handwerk heute – Essen heute)
Waldzell (Schritte, die uns näherbringen)
Zwettl/Bad Leonfelden (Vorhang auf für Menschen mit Handicap und ihre Talente)
Freistadt (SchöpfungsFAIRantwortung)
Gallneukirchen (Reihe zum Gedenkjahr 1938)
Weibern (Jahrgang 1938 – ein Blick zurück)
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