Nein, sie sei weder Gegnerin des Skifahrens an sich noch des Skigebietes Höss in Hinterstoder. Das schickt Siegrid Berger, Pfarrgemeinderätin in Vorderstoder, gleich voraus. „Das Skigebiet bringt uns Arbeitsplätze und Wohlstand. Da naschen wir alle mit“, sagt Berger. Doch die Pläne, das Skigebiet von Hinterstoder nach Vorderstoder zu erweitern, stoßen ihr sauer auf: „Das würde so viel zerstören, was uns lieb und teuer ist. Das urtümliche Almgelände oberhalb von Vorderstoder wäre dann tot.“
Die Verbindung von Höss in Hinterstoder zu den ehemaligen Hacklliften in Vorderstoder soll mit drei Seilbahnen erfolgen. Mehr als zehn Pistenkilometer sollen zu den bestehenden 40 Pistenkilometern dazukommen. Es ist quasi das Nachfolgeprojekt zu der Verbindung mit der Wurzeralm, die seit 2017 aus naturschutzrechtlichen Gründen endgültig aus dem Rennen genommen wurde.
Seit August liegt der Umweltbericht zur Strategischen Umweltprüfung der Skiverbindung nach Vorderstoder vor. Seitdem gehen die Wogen im Stodertal hoch. Eine Bürgerinitiative aus Vorderstoder hat bereits mehr als 10.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. „Die Erweiterung würde das Landschaftsbild dramatisch verändern. Außerdem gefährdet es die Wasserversorgung eines angrenzenden Bauernhofes“, betont Siegrid Berger, die als Lehrerin an der Neuen Mittelschule arbeitet. Das stärkste Argument gegen die Ausbaupläne ist für sie, dass das Stodertal ihrer Ansicht nach im Verkehr ersticken würde. Insgesamt 1.150 Parkplätze sind geplant, 850 davon in Vorderstoder. Dass sie sich in der Öffentlichkeit gegen die Skigebietserweiterung äußert, habe viel mit ihrem kirchlichen Engagement zu tun, erzählt die Pfarrgemeinderätin von Vorderstoder. „Die Natur wurde uns geschenkt, wir haben die Pflicht, sie für die nächsten Generationen zu erhalten.“
So weit ist die Polarisierung zur Frage der Ausbaupläne schon vorangeschritten, dass Kritiker und Befürworter kaum noch miteinander reden würden, berichtet Siegrid Berger. „Da verlaufen richtige Gräben durch das Stodertal“, sagt Berger. Auch in der Pfarre würde das Thema vorsichtshalber gemieden, man wisse sowieso bereits, wer dafür oder dagegen sei. Sie glaubt jedenfalls, dass die meisten Befürworter auch einen finanziellen Vorteil von der Erweiterung hätten. Berger: „Ich will keinem was wegnehmen. Ich sage nur, dass es genug ist. Keiner muss am Hungertuch nagen. Entwicklung ist wichtig, aber nicht um diesen Preis.“
Für den Bürgermeister von Vorderstoder, Gerhard Lindbichler, ist das Projekt hingegen eine große Chance für die Region. Die Tourismuswirtschaft würde sowohl im Winter als auch im Sommer von der Erweiterung profitieren. „Das schafft neue Arbeitsplätze und hilft uns, die Abwanderung aus dem Stodertal zumindest teilweise zu stoppen“, sagt Lindbichler im Gespräch mit der KirchenZeitung. Die Warnung vor dem Verkehrsinfarkt ist für Lindbichler dagegen eine große Übertreibung. Lindbichler: „Die Straßen sind ausreichend ausgebaut für den zu erwartenden Verkehr. Außerdem verteilt sich dieser auf mehrere Teile des Stodertals.“
Wie es nun weitergehen wird, entscheidet das Land Oberösterreich. Beamte der Fachabteilungen müssen die Umwidmung prüfen. Eine Entscheidung wird es wahrscheinlich erst im nächsten Jahr geben.
Zur Sache
Noch bis 4. Oktober läuft die fünfwöchige „Schöpfungszeit“. In dieser Zeit machen die christlichen Kirchen mit Aktionen auf die Dringlichkeit der Bewahrung der Schöpfung aufmerksam.
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