Darf das Kind in der Sandkiste spielen? Wem gehört die Wäscheleine? Besonders wenn verschiedene Kulturen zusammenkommen, wissen die Zugezogenen oft noch nicht so recht, wie sie sich in der neuen Wohnumgebung verhalten sollen. Um Spannungen vorzubeugen, hat die Wohnungsagentur Vöckla-Ager in Vöcklabruck vor mehr als einem Jahr die Einzugsbegleitung ins Leben gerufen. Die Begleiterinnen und Begleiter stehen den Zugezogenen sechs Monate lang zur Seite. Und das ehrenamtlich.
„Die größte Herausforderung für mich sind die Behördengänge“, sagt Hannelore Bachmayer. Die Lebens- und Sozialberaterin wollte während ihrer Ausbildung ehrenamtlich tätig sein. Monatelang hat sie unter anderem die Familie Mahmoud begleitet. Sie hat sie bei der Kommunikation mit dem Vermieter, mit den Behörden und mit der Nachbarschaft unterstützt. Der Einzug in einer ruhigen Straße in Vöcklabruck ist geglückt. Das bestätigt auch das Ehepaar Mahmoud bei einem Besuch in ihrer Wohnung. Es fehle nur noch ein Platz im Kindergarten, sagen sie, während ihr kleiner Sohn durch das Wohnzimmer flitzt.
Bevor die Ehrenamtlichen ihre Tätigkeit aufnehmen, absolvieren sie eine Ausbildung mit Themengebieten wie energiesparendem Wohnen, Schuldenregulierung oder dem Umgang mit kulturellen Gewohnheiten. Vor allem asylberechtigte Menschen nehmen das Angebot in Anspruch, aber auch viele gebürtige Österreicherinnen udn Österreicher, die sich mit den Anforderungen eines Umzugs schwertun. „Die Vermieter schätzen die Begleitung, sonst würden sie nicht mit uns zusammenarbeiten“, sagt Kristine Jurkovic von der Wohnungsagentur Vöckla-Ager. Der Bedarf an Begleitung steige, die Sozialeinrichtungen hätten aber nicht die finanziellen Mittel dafür, sagt die Projektkoordinatorin. Durch das Engagement der Ehrenamtlichen könne ein gutes Zusammenleben gelingen. „Da ist es egal, woher jemand kommt.“
Zur Sache
Manchmal braucht es Unterstützung, um in einem Wohnumfeld den sozialen Zusammenhalt, die Kommunikation und ein gutes Miteinander zu fördern. Die sogenannte Stadtteilarbeit bietet Beratung und Hilfe. So hat zum Beispiel die Stadt Linz in Auwiesen ein Stadtteilzentrum eingerichtet. Es soll Anlaufstelle für mehr als 14.000 Haushalte sein und bietet den Bewohnerinnen und Bewohnern unter anderem eine Sozialberatungsstelle und Unterstützung durch die Erziehungshilfe. Die Mitarbeiter/innen greifen etwa bei „Hofgesprächen“ Anliegen auf und leiten diese an die Zuständigen in Verwaltung und Politik weiter. Sie begleiten in Konfliktsituationen und unterstützen bei der Umsetzung von Projekten. Die Begegnungsorte werden beispielsweise vom Offenen Technologielabor (Otelo) genützt, zum Lernen und Handarbeiten, als Spiele- und Tanztreff. Angebote wie die Seniorenspaziergänge, die Schulanfänger-Olympiade, Lesungen, Gemeinschaftsgarten oder Mondschau richten sich an unterschiedliche Zielgruppen.
Wie erfolgreich die Konfliktbegleitung ist, zeigt unter anderem die Situation auf dem Wüstenrotplatz. Der Platz war von Drogenhandel, Vandalismus und Gewalt geprägt, davon sei heute nichts mehr zu bemerken, so die Stadt Linz.
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