Wort zum Sonntag
Verschwörungstheorien schafften in den vergangenen drei Jahren den Sprung vom Nischendasein ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung.
Dabei sorgten sie für reichlich Irritation bis hin zu Konfrontation in so manchem Miteinander.
Große gesellschaftliche Umbrüche, Krisen oder Katastrophen bildeten für die Entstehung und Verbreitung von Verschwörungstheorien immer schon einen idealen Nährboden.
Eine Krise in der Größenordnung der Coronapandemie bot und bietet somit sehr viele Möglichkeiten, vermeintliche Nutznießer der Misere am Werk zu sehen, diese für alles verantwortlich zu machen und derartige Mutmaßungen via Internet im Rekordtempo auch zu verbreiten.
In der Wissenschaft ordnet man zuerst die Fakten und zieht aufgrund von diesen Schlussfolgerungen. Anhänger:innen von Verschwörungstheorien fangen mit der Schlussfolgerung an und finden dann Gründe, um alles auszuschließen, was dieser nicht entspricht.
Wenn man weiß, wer die Nutznießer eines bestimmten Ereignisses sind, kennt man aus Sicht der Verschwörungsgläubigen auch die Verursacher. Ein Schwarz-Weiß-Denken, das die Welt in gut und böse, Freund und Feind einteilt, ist hier besonders stark ausgeprägt.
Verschwörungstheorien reduzieren für ihre Anhänger:innen eine wahrgenommene Komplexität und vermitteln das Gefühl, die Wirklichkeit hinter einem vermeintlichen Schein erkennen zu können. Dieser „Durchblick“ führt oftmals zu einer Form von Selbstaufwertung im Sinne von: „Ich bin Teil einer nur kleinen Elite, die nicht das glauben muss, was uns von den Verschwörern vorgegaukelt wird!“
Und dieses neue Selbstbewusstsein findet schließlich auch im Handeln seinen Ausdruck, sei es durch das Verbreiten gezielter Falschinformationen, die Ablehnung einer Behandlung bis hin zu extremen Formen wie neu aufflammendem Antisemitismus oder dem Anzünden von Handymasten. Ja, Verschwörungstheorien können zu einer Gefahr im echten Leben werden.
Wer sich mit Verschwörungstheorien im persönlichen Umfeld konfrontiert sieht und Hilfe sucht, wer Informationsseiten für einen Faktencheck oder Bausteine für die Behandlung dieses Themas im Unterricht benötigt, wird auf der Webseite weltanschauungsfragen.at fündig. Auch die Kontakte unserer Beratungsstellen sind dort aufgelistet.
Herbert Mühringer ist Referent für Weltanschauungsfragen in der Diözese Linz. Weitere Infos zur Vortragsreihe: www.weltanschauungsfragen.at/vortragsreihe
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