Wort zum Sonntag
Katsdorfs Pfarrer Franz Wenigwieser verlost unter Geimpften in seiner Gemeinde ein Jahr Kirchenbeitrag. Mit der ersten pfarrlichen Impflotterie hat er österreichweit für großes mediales Echo gesorgt. Vom ersten Widerstand ließ er sich nicht beeindrucken.
Beim Besuch der KirchenZeitung ist Bruder Franz in voller Arbeitsmontur auf der Baustelle anzutreffen. Er werkt bei der Sanierung des Pfarrheims mit und ist gerade dabei, einen Teil der alten Ziegelmauer wegzustemmen.
„Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und mit dem Handwerk schon bald in Berührung gekommen. Mir macht das Spaß“, erzählt Franz Wenigwieser in einer Arbeitspause.
Der in Gallneukirchen aufgewachsene Franziskaner ist ein vielseitiger und vielbeschäftigter Seelsorger, ein Mann der Tat. Das zeigte sich auch bei seiner jüngsten Aktion.
Unter dem Motto „3G – Getauft, geimpft, gewonnen“ gründete der Pfarrer von Katsdorf aus einer spontanen Eingebung heraus die erste pfarrliche Impflotterie Österreichs. Alle Katsdorfer Kirchenbeitragszahler, die zwei G (getauft und geimpft) bis Anfang Februar vorweisen können, haben die Möglichkeit, ein drittes G zu gewinnen: den Kirchenbeitrag für ein Jahr, wobei die Summe mit 400 Euro gedeckelt ist.
Franz Wenigwieser zahlt das Preisgeld aus seiner eigenen Tasche. Seine Motivation für die Lotterie: Er spricht sich klar für die Impfung aus („Die Kirche geht mit der Wissenschaft“) und will die Impfquote erhöhen, die in Katsdorf derzeit bei 72 Prozent liegt.
Der erste Artikel in der KirchenZeitung und die folgende Berichterstattung in vielen anderen Medien bis hin zum ORF machten die Impflotterie weit über die Grenzen des Ortes zum Gesprächsthema.
Dass er in manchen Zeitungsberichten als „Hochwürden“ tituliert wurde, stört Franz Wenigwieser nicht. „Ihr Journalisten müsst halt pointiert schreiben“, sagt er. Mit der Realität habe die Bezeichnung aber wenig gemein.
„Bei Hochwürden denke ich noch am ehesten an Don Camillo. Ich halte generell wenig auf Titel.“ Wenigwieser will sich in seiner Pfarre „nicht über andere „drüberstellen. Für ihn, der mit allen per Du ist, passiert der Großteil der Seelsorge am Stammtisch und nicht im Pfarrhof.
Mit einem guten Gespür für die Menschen will der Katsdorfer Pfarrer als Integrationsfigur wirken. „Mir ist es zum Beispiel sehr wichtig, dass auch aus der Kirche ausgetretene Menschen ein würdiges Begräbnis bekommen“, sagt er.
Möglichst alle mitzunehmen, ist auch sein Zugang bei dem Gewinnspiel. Nicht alle wollen das so sehen: „Die Impfgegner haben mir vorgeworfen, dass ich mit der Lotterie die Gesellschaft spalte“, sagt Franz Wenigwieser. Dabei ist der 59-jährige Franziskaner bemüht, den Konflikt nicht weiter anzuheizen. Das gelte auch für seinen Freundeskreis. Ob pro oder kontra Impfung, ändere nichts an der Freundschaft, erzählt Wenigwieser.
Wenigwieser freut sich, dass die Impflotterie nach der ersten Kritik insgesamt viel mehr Lob bekommen hat. „Viele gratulieren mir, dass ich mir was traue.“ Geholfen hat ihm wohl, dass er schon einiges an Übung mit originellen Aktionen hat. Etwa als er im Jahr 2015 als Symbol für die Lage der Asylsuchenden einen Zaun in der Pfarrkirche für kurze Zeit montiert hat. Oder als ein anderes Mal mehrere Papas zum Vatertag ein Sechsertragerl Bier in der Messe überreicht bekamen.
Etwas mehr Kreativität und Freiraum hätte er sich im Übrigen auch bei den Coronamaßnahmen in den Kirchen gewünscht, sagt Franz Wenigwieser: „Ich bin kein Maßnahmengegner, aber gerade am Anfang der Pandemie hat man teilweise übers Ziel hinausgeschossen, zum Beispiel als an den Begräbnissen nur fünf Personen teilnehmen durften“.
Sein persönlicher Einfallsreichstum scheint dafür keine Grenzen zu kennen. Wenn am 6. Februar die Ziehung der Impflotterie erfolgt, wird es sicher nicht die letzte spektakuläre Aktion des Katsdorfer Pfarrers gewesen sein.«
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