Wort zum Sonntag
2007 kam Gert Smetanig ins Innviertel, um die beiden Pfarrgemeinden Burgkirchen und Mauerkirchen als Pfarrer zu übernehmen. In den vergangenen 14 Jahren sind ihm seine Pfarren sehr ans Herz gewachsen. „Ich mag die Leute und sie mögen mich“, sagt Smetanig. Erleichtert habe ihm das Andocken in der Region, dass seine ursprüngliche Heimat Kärnten und das Innviertel Gemeinsamkeiten aufweisen. „Die Menschen im Innviertel und in Kärnten haben einen Dickschädel im positiven Sinn. Sie sind zuerst beim Kennenlernen einer neuen Person eher kritisch, wenn du sie aber auf deiner Seite hast, gehen sie mit dir durch dick und dünn,“ erzählt Gert Smetanig.
Auch bei den neuen Herausforderungen, die er als Dechant für das gesamte Dekanat Braunau ansteuert, ist es wohl ein großer Vorteil, dass er viele Menschen an seiner Seite weiß. Immerhin ist das Dekanat eine von fünf Pionierpfarren in der gesamten Diözese Linz (siehe auch Seite 5). Es gilt, in den nächsten Jahren darauf zu schauen, wie die einzelnen Pfarren gut kooperieren können, ohne dabei ihre Selbstständigkeit zu verlieren. Der Dechant sieht Braunau mit seinen 14 Teilgemeinden als „logische Pionierpfarre. Wir haben intensiv darauf hingearbeitet“, betont er. Besonders die Ehrenamtlichen würden schon mit viel Elan auf den Start der Umsetzung warten. Es ist vor allem der wichtige Impuls aus dem 2016 abgeschlossenen Dekanatsprozess, den Gert Smetanig aufgreifen möchte. Bereits vor fünf Jahren ging es darum, wie Kirche rechtzeitig auf die Zeichen der Zeit reagieren und neue Perspektiven entwickeln kann. Zudem ist dabei das Bewusstsein gewachsen, über den eigenen Kirchturm hinauszuschauen. Lebendige Liturgieformen, Jugendarbeit, visionäres Denken und Spiritualität waren die Themen, mit denen sich verschiedene bunt zusammengemischte Gruppen aus den Pfarren beschäftigten.
Ehrenamtlichen etwas zutrauen und sie im Dienste der Kirche beauftragen, war in diesem Prozess ein wichtiger Zugang, der nun auch bei der Pfarrreform der Diözese eine große Rolle spielt. Die Leitung der Pfarren und ihrer Teilgemeinden wird auf mehrere Schultern aufgeteilt. Auf Ebene der Pfarrteilgemeinden kommen Seelsorgeteams zum Einsatz, die vorwiegend von ehrenamtlichen Mitgliedern besetzt werden. Diese kümmern sich um Verkündigung, gemeinsames Feiern von Gottesdiensten, den Dienst an den Nächsten und die Gemeinschaft. Der Pfarrgemeinderatswahl, die im kommenden März ansteht, kommt im Werben um Ehrenamtliche deshalb besondere Bedeutung zu. „Es ist eine doppelte Herausforderung“, meint Gert Smetanig. Denn zum einen müsse man Kandidaten für die Wahl finden, zum anderen Ehrenamtliche für die Seelsorgeteams. „Ein Vorteil ist aber, dass beides Hand in Hand gehen kann und wir dadurch die Chance haben, zwei Fliegen auf einen Streich zu schlagen“, betont Smetanig.
Mit der Pfarrreform will die Diözese Linz auch auf den Priestermangel eine Antwort finden. Dass es trotz vieler fähiger Laientheologen/innen und ehrenamtlicher Mitarbeiter/innen personell knapp wird, macht die Fülle an Smetanigs Aufgaben und Funktionen deutlich. Seit dem heurigen Herbst ist er zusätzlich zu seinen ursprünglichen Pfarren Mauerkirchen und Burgkirchen auch noch Pfarrprovisor in Mining und St. Peter am Hart.
Obendrein kommt im Falle von Gert Smetanig nicht nur der Job des Regionaldechanten des Innviertels und des Dechanten von Braunau hinzu, seit einem dreiviertel Jahr ist er außerdem Dechant von Aspach-Altheim. „Es droht insgesamt schon eine Überlastung“, sagt Smetanig, der sich gut vorstellen kann, sich nächstes Jahr als Pfarrer für die Pionierpfarre zu bewerben und damit den 14 Teilgemeinden vorzustehen.
Was das Arbeitspensum betrifft, hat Gert Smetanig die Auswirkungen der Pandemie auch als eine Chance erlebt. „Ich möchte nicht zurück in die Zeit vor Corona“, sagt er sehr bestimmt: „Es hat sich teilweise angefühlt wie in einem Hamsterrad.“ Gerade in den ersten Lockdowns sei vieles weggefallen. „Wenn nicht alles möglich ist, dann beschäftigt man sich deutlicher mit der Frage, was wirklich wichtig ist und ob alles so sein muss, wie es ist“, erzählt Gert Smetanig. Als unentbehrlich habe sich in der Pandemie die soziale Komponente in den Pfarren erwiesen. „Man merkt das ja auch daran, dass bei den Leuten das Reden nach der Kirche oft so lange dauert wie der Gottesdienst selber.“ Gerade den älteren Menschen habe der Austausch beim Pfarrcafé gefehlt.
Was das Programm in den Pfarren betrifft, glaubt Smetanig aber, dass nicht jede Gemeinde alles bespielen müsse, pfarrübergreifende Kooperationen wie bei der Firmvorbereitung oder der Erstkommunion seien sehr sinnvoll. Gert Smetanig hofft, dass neue kreative Wege, die aufgrund von Corona erstmals beschritten wurden, weiterverfolgt werden. Ein Beispiel ist für ihn die Hauskirche: „Viele Leute haben gelernt, Christsein in ihrer eigenen Familie zu leben. Zu Ostern haben Familien die Kommunion bei mir bestellt und die Mutter oder der Vater hat sie dann zu Hause ausgeteilt. Das finde ich berührend“. «
Kirche und Staat setzen auf unterschiedliche Gliederungen in der Verwaltung. Somit ist der Bezirk Braunau deutlich größer als das Dekanat Braunau. In seinem Gebiet befinden sich fünf verschiedene Dekanate.
Nach dem Kirchenrecht der römisch-katholischen Kirche sind Dekanate als pastorale Einheiten der mittleren Ebene eine mögliche Untergliederung einer Diözese. Zu einem Dekanat werden mehrere benachbarte Pfarrgemeinden zusammengeschlossen. Durch die Pfarrreform werden diese zu Teilgemeinden innerhalb der neuen Pfarre, das Dekanat Braunau macht dabei als Pionierpfarre den Anfang (mehr dazu siehe Seite 5).
Die katholische Kirche gliedert jedenfalls mit den 39 Dekanaten kleinräumiger, als es bei den 18 Bezirken in Oberösterreich der Fall ist. Deswegen umfasst das Dekanat Braunau mit seinen 14 Pfarrgemeinden nur einen Teil des Bezirks (eine detaillierte Beschreibung der Pfarrgemeinden findet sich auf den Seiten 8 bis 11).
Weitere Dekanate im Bezirk Braunau sind Ostermiething und Mattighofen. Das Dekanat Aspach-Altheim hat seine Pfarrgemeinden wiederum teilweise in den Bezirken Braunau und Ried im Innkreis.
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