Wort zum Sonntag
Man kann nur in Stichworten aufzählen, was der am 20. März 1924 in Leopoldschlag geborene Alois Wagner in der Diözese Linz und der Kirche Österreichs alles bewegt hat: Er war ein begnadeter Jugendseelsorger, Mitbegründer des ÖED (Österreichischen Entwicklungshelferdiensts), Motor der Linzer Diözesansynode, Professor für Pastoraltheologie, für die Herausgabe des Gebets- und Gesangsbuchs „Gotteslob“ (1975) verantwortlich, Mitbegründer des Bibelwerks und der Katholischen Glaubensinformation, Medienbischof und nicht zuletzt Generalvikar, in dessen Händen mehr oder weniger die Leitung der Diözese lag – und in allem war Wagner beseelt vom Geist des 2. Vatikanischen Konzils.
In Gedenkbuch „Ein Bischof für die Welt“ halten mehr als 50 Autor:innen, Freund:innen, Weggefährt:innen und Verwandte ihre Erlebnisse und Begegnungen an den 2002 verstorbenen Erzbischof fest.
Als Diözesanbischof Franziskus S. Zauner seinen altersbedingten Rücktritt einreichte, war Wagner der logische Nachfolger. Aus Gründen, die im einzelnen nicht zu erheben sind, die wahrscheinlich aber mit der von Johannes Paul II. verordneten Wende für die Kirche Österreichs zusammenhingen, wurde Wagner nicht Bischof von Linz, sondern zum Vizepräsidenten des Päpstlichen Rates Cor Unum ernannt, der die humanitären Hilfsaktionen des Heiligen Stuhls koordinieren sollte.
Nicht nur, dass er in Linz übergangen worden war, auch der neue Job musste für den „Macher“ Wagner eine herbe Enttäuschung gewesen sein, obwohl verständlicherweise im Erinnerungsbuch darauf wegen fehlender Quellen nicht näher eingegangen werden kann. Mit der neuen Aufgabe in Rom waren damals weder ein Budget noch echte Kompetenzen verbunden.
Später wurde Wagner Vertreter des Heiligen Stuhls bei den UN-Organisationen in Rom, ob er dann innerhalb der Kurienbehörden mehr Einfluss hatte, kann ebenfalls derzeit nicht beantwortet werden.
„Ich bewundere die Resilienz Wagners, wie er die Enttäuschung von Linz überwunden und wie er die Fähigkeit entwickelt hat, mit der Situation und seinen Aufgaben in Rom so umzugehen, dass er gut damit leben konnte“, erklärt der Verleger und Herausgeber Helmut Wagner.
Das Erinnerungsbuch bietet interessante Einblicke in die Lebensgeschichte Erzbischof Wagners und ist gleichzeitig ein Stück Linzer Diözesangeschichte.
Franz X. Rohrhofer, Helmut Wagner (Hgg.), Ein Bischof für die Welt – Erinnerungen an Erzbischof Dr. Alois Wagner, 1924–2002, Wagner Verlag 2024, 312 Seiten, € 32,–
Zum Foto: Nach seiner Ernennung im Dezember 1981 zum neuen Linzer Bischof als Nachfolger von Franziskus S. Zauner (von links) stellte sich Abt Maximilian Aichern in Linz den Medien vor. Weihbischof Alois Wagner war eine Woche zuvor zum Vizepräsidenten des Päpstlichen Rates Cor unum ernannt worden. (Rechts: Medienreferent Wolfgang Katzböck). Bischof Aichern bezeichnet Wagner im Gedenkbuch als sehr loyalen Bischofskollegen von seinen ersten Tagen in Oberösterreich an.
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