Wort zum Sonntag
„Du wirst das Lachen verlernen“, befürchtete ihre Mutter, die es nicht akzeptieren wollte, dass ihre Tochter ins Kloster ging. Über diesen Satz kann Sr. Maria Nopp auch nach acht Jahrzehnten nur schmunzeln: „Ich habe immer gewusst, dass Gott mich liebt.“ Dabei strahlt sie über das ganze Gesicht. Mit schicker, blauer Bluse und gefälliger Strickjacke sitzt sie im Bücherzimmer des Ursulinenkonvents in Klagenfurt und erzählt aus ihrem langen und erfüllten Ordensleben – trotz ihrer 103 Jahre ohne Anstrengung, aber umso mehr mit Detailgenauigkeit und Witz. In ihren Erzählungen sieht man die „flotte Maria“, wie sie genannt wurde, flink die Stufen der Schule hinaufflitzen, ebenso das Geländer hinuntersausen und laut singend im Flur stehen. Marias Vater war Schulwart in Linz. „Die Schule gehörte uns, wenn keiner da war!“ Der plötzliche Tod des Vaters bedeutete einen tiefen Einschnitt. Ein Jahr nach seinem Tod musste die Mutter mit ihren fünf Kindern die Schulwart-Wohnung verlassen.
In dieser Zeit festigte sich bei Maria der Wunsch, Ordensfrau zu werden. Die Ursulinen und deren Lehrtätigkeit faszinierten die junge Frau. So ging sie nach der Matura an der Bundes-Lehrerinnenbildungsanstalt 1938 zu den Ursulinen: „Ich hatte den Mut, einzutreten. Es war mein Weg!“ Wegen der NS-Herrschaft verlegte der Orden die Ausbildung der Schwestern nach Frankreich in ein altes Gut an der Loire. Maria lernte fleißig Französisch mit Hilfe eines Buches über das Leben der heiligen Theresia von Lisieux. „Es fiel mir leicht“, so leicht, dass sie in Paris noch Gregorianischen Choral studierte. 1941 legte sie in der Seine-Metropole ihre Ewigen Gelübde ab.
Im Jahre 1945 kehrte Sr. Maria Nopp nach Linz zurück und begann an den ordenseigenen Schulen zu unterrichten. Ihre Schülerinnen beschreiben sie als streng, aber gerecht. „Stimmt“, gibt sie ohne lange Überlegung zu. Ihre Schülerinnen haben sie geschätzt, zu manchen pflegt sie noch heute Kontakt. Bis ins Alter von 100 Jahren ist sie sogar regelmäßig zu Treffen mit ehemaligen Schülerinnen nach Linz gefahren. „Das sind inzwischen auch schon alte Frauen“, gibt die junggebliebene 103-Jährige lächelnd zu bedenken. Es folgten Jahre des Unterrichtens mit Studien in Brüssel und Rom. Sr. Maria Nopp übernahm Aufgaben in der Ordensleitung. 1959 wurde sie Internatsleiterin in Linz und versah diese Aufgabe bis zur Schließung des Klosters und der dazugehörigen Schulen im Jahr 1968. Die damals 51-Jährige wechselte in den Konvent nach Klagenfurt. Sie ist seit damals ein fester Bestandteil der Gemeinschaft in Kärnten geworden.
Der Unterricht in den verschiedensten Fächern, besonders in Musik, ging gewohnt für sie weiter. „Noch mit 87 Jahren habe ich zwei Mädchen in Flöte unterrichtet.“ Neben der geistigen Herausforderung hatte sie auch praktische Aufgaben in der Gemeinschaft, wie die Verantwortung für die Waschküche. „Die Arbeit ging hier nie aus!“
Die höchst berechtigte Frage an eine 103 Jahre alte Ordensfrau: Wie geht es Ihnen? Sie könne sich nicht beklagen, sagt sie. Im Kloster sei sie glücklich und ihre Mitschwestern seien ihr eine große Hilfe. Auch der Regelmäßigkeit des Ordenslebens habe sie ihr hohes Alter zu verdanken. Sr. Zorica Blagotinsek, Priorin des Konvents, schaut auf sie, genauso wie ihre Betreuerin Veronika Ramsauer. Sr. Maria nimmt am Klosteralltag noch regen Anteil: an der heiligen Messe, dem Stundengebet und an den gemeinsamen Mahlzeiten. „Eine Stütze“ nennt Sr. Maria die Gemeinschaft und das tägliche Gebet – eine Stütze für sie selbst und andere. Das Ordensleben habe sie immer glücklich gemacht, sagt sie: „Mein Eintritt ins Kloster war mit meinem Wunsch verbunden, Gott und den Menschen zu dienen. Das hat mich mein ganzes Leben begleitet.“ «
zum Bild: Sr. Maria Nopp OSU vom Orden der Ursulinen ist Linzerin und hat in der Linzer Niederlassung des Ordens – dem heutigen Ursulinenhof – lange Jahre als Lehrerin und Erzieherin gearbeitet. Über ihr Leben sagt die 1917 geborene Schwester: „Ich möchte jeden Tag zufrieden sein, meine Freude zum Ausdruck bringen und damit auch Vorbild für andere sein. Wenn es mir gelungen ist, diesen selbst gestellten Anspruch an andere weiterzugeben, dann macht mich das froh.“
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