Wort zum Sonntag
Das Buch, das Kanonikus Walter Wimmer verfasst hat, ist dünn, der Inhalt aber ganz und gar nicht. Er lässt wichtige Stationen der Entwicklung der Diözese Linz Revue passieren – beginnend mit dem Jahr 1985. Der päpstliche Nuntius Mario Cagna verfasste in diesem Jahr nach seiner Tätigkeit in Österreich einen Bericht, in dem er sich äußerst kritisch über die kirchliche Situation in Österreich äußerte und die Bischöfe als „Sklaven kirchlich-demokratischer Strukturen“ bezeichnete. Er forderte „heilige und starke Bischöfe“. Ob damit bereits der 1986 ernannte Hans Hermann Groër und der 1987 ernannte Kurt Krenn gemeint waren, dazu hat sich der Nuntius in der Folge nicht mehr geäußert. Auf jeden Fall nahmen ab Mitte der 1980er-Jahre die Auseinandersetzungen um den Kurs der Kirche Österreichs spürbar zu. In der Diözese Linz zeigte sich das in der Gründung des Linzer Priesterkreises (Oktober 1988) und dessen Internationaler Sommerakademie (1991). Für Walter Wimmer, der seit 1988 geschäftsführender Vorsitzender des Priesterrates der Diözese Linz (bis 2008) war, stellte vor allem die Sommerakademie des Priesterkreises, die eine Woche vor der gleichnamigen Sommerakademie der Diözese anberaumt wurde, nicht nur einen Affront dar, sondern zeigte vor allem tief greifende Differenzen mit der seelsorglichen Linie der Diözese.
In diesem Zusammenhang verwendeten die Mitglieder des Linzer Priesterkreiseses am 13. Juli 1991 erstmals in einem Brief an den Priesterrat den Begriff „Linzer Weg“ und verbanden damit den Vorwurf, dass sich die Diözese Linz gegen die Linie der Weltkirche stelle. Dem widerspricht Walter Wimmer an mehreren Stellen seines Buches ausdrücklich. Für ihn gibt es keinen „Linzer Weg“ oder gar einen Sonderweg: „Die Mitglieder des Priesterrates betonen, nicht einen Linzer Weg zu gehen, sondern zu versuchen in Hellhörigkeit für die Menschen unserer Zeit mit der Kirche des deutschsprachigen Raumes und mit der Weltkirche den Weg des Zweiten Vatikanischen Konzils zu beschreiten.“ Aus der Sicht Wimmers wurden einzelne tatsächlich geschehene Unklugheiten, oder Grenzüberschreitungen ausgewälzt und bewusst falsch dargestellt.
In Wimmers Buch sind auch die Grußworte, die er als „Sprecher des Priesterrates“ Bischof Ludwig Schwarz anlässlich dessen Amtseinführung 2005 entboten hat, dokumentiert. Dort heißt es, eine Redepassage von Joseph Ratzinger anlässlich seiner Bischofsweihe 1997 aufgreifend: „Wir sehnen uns nach einer pfingstlichen Kirche: nach einer Kirche, in der der Geist waltet, nicht der Buchstabe.“ Diese Worte sind auch die Überzeugung Wimmers, die das gesamte Buch durchzieht: Sie betrifft die Analysen (Frauenalternativleseplan und Laienpredigt, Vorladung der österreichischen Bischöfe nach Rom), die Predigt vor den Dechanten am Geburtsort von Johannes Paul II. und auch die Stellungnahmen (unter anderem zur Bestellung von Pfarrer Gerhard Maria Wagner zum Weihbischof und zum Missbrauch in der Kirche).
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