Dr. Richard Geier, Kanonikus, ist Pfarrer von St. Margarethen im Burgenland und Leiter der dortigen Passionsspiele.
So spricht der Herr: Wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.
Aus der alten Welt soll eine neue entstehen. Jetzt schon wächst sie verborgen heran.
Schwestern und Brüder! Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. Denn die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Gewiss, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin: Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber nicht nur das, sondern auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, auch wir seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.
Die Samenkörner, die Jesus mit seiner Botschaft sät, werden aufgehen und reiche Frucht bringen.
Da traten die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? Er antwortete ihnen: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen; ihnen aber ist es nicht gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen und hören und doch nicht hören und nicht verstehen. An ihnen erfüllt sich das Prophetenwort Jesajas: Hören sollt ihr, hören und doch nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen und doch nicht einsehen. Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden. Mit ihren Ohren hören sie schwer und ihre Augen verschließen sie, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören und mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen und sich bekehren und ich sie heile. Eure Augen aber sind selig, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören. Denn, amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. Ihr also, hört, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet. Zu jedem Menschen, der das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; bei diesem ist der Samen auf den Weg gefallen. Auf felsigen Boden ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt; er hat aber keine Wurzeln, sondern ist unbeständig; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er sofort zu Fall. In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört, und die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum ersticken es und es bleibt ohne Frucht. Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt Frucht – hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.
„Schwer ist leicht was!“, sagt der Kabarettist Ottfried Fischer. Er meint damit, dass das Leben oft mühsam ist. Auch aus dem heutigen Evangelium könnte man herauslesen, wie schwer es doch der Sämann hat. In meinen Augen ist das berühmte Gleichnis Jesu aber eine Absage an jede Form von Resignation: Mit einer weit ausgreifenden Bewegung schleudert der Sämann die Körner über den Acker. Es stört ihn nicht, dass dabei nicht jedes Korn auf fruchtbaren Boden fällt. Er hat genügend Saatgut. Und die Erfahrung gibt ihm recht. Er kann am Ende reichlich ernten.
Es gibt Zeiten, in denen mein Leben einem steinigen Acker gleicht. Da erblicke ich keine Zukunft. Wie verführerisch ist es, mir dann einen anderen Acker, ein anderes Leben, eine andere Welt zu wünschen. Doch hilft es wenig, zu jammern. In der Situation der Kargheit geht es darum, sich auf den Reichtum zu besinnen, der tief in mir wie im Zellkern eines Samenkornes schlummert. In jedem Menschen wohnt die Energie, sein Schicksal zu meistern. Hilfe und Heilung von außen ist gut wie der Regen, der die Felder tränkt, wie das Licht der Sonne, das die dunkle Erde wärmt und alles, was an Saat in ihr liegt, antreibt zu wachsen. Doch das Wachstum kommt von innen.
Im Gleichnis vom Sämann, der trotz widriger Bedingungen auf den Acker hinausgeht, um zu säen, will Jesus mir sagen: Für Gott ist dein Lebensacker gut genug. Gott vertraut darauf, dass du tief in dir einen guten Kern hast, alle Anlagen und Fähigkeiten, die du für dein Wachstum brauchst. Zwischen den Steinen deines Lebens ist immer noch genug Erde, in der der Same des Reiches Gottes keimen kann.
Dr. Richard Geier, Kanonikus, ist Pfarrer von St. Margarethen im Burgenland und Leiter der dortigen Passionsspiele.