Er ist Bischofsvikar der Diözese Eisenstadt und Subregens im gemeinsamen Ausbildungshaus der drei ostösterreichischen Priesterseminare in Wien.
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Abraham wendet sich an Gott und „feilscht“ mit ihm. Er weiß, dass seine Anliegen erhört werden können. Und Gott leiht sein „Ohr“ dem Abraham und kommt ihm entgegen.
In jenen Tagen sprach der HERR zu Abraham: Das Klagegeschrei über Sodom und Gomórra, ja, das ist angeschwollen und ihre Sünde, ja, die ist schwer. Ich will hinabsteigen und sehen, ob ihr verderbliches Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist, oder nicht. Ich will es wissen. Die Männer wandten sich ab von dort und gingen auf Sodom zu. Abraham aber stand noch immer vor dem HERRN. Abraham trat näher und sagte: Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen? Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten in ihrer Mitte? Fern sei es von dir, so etwas zu tun: den Gerechten zusammen mit dem Frevler töten. Dann ginge es ja dem Gerechten wie dem Frevler. Das sei fern von dir. Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben? Da sprach der HERR: Wenn ich in Sodom fünfzig Gerechte in der Stadt finde, werde ich ihretwegen dem ganzen Ort vergeben. Abraham antwortete und sprach: Siehe, ich habe es unternommen, mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin. Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du wegen der fünf die ganze Stadt vernichten? Nein, sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich dort fünfundvierzig finde. Er fuhr fort, zu ihm zu reden: Vielleicht finden sich dort nur vierzig. Da sprach er: Ich werde es der vierzig wegen nicht tun. Da sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich weiterrede. Vielleicht finden sich dort nur dreißig. Er entgegnete: Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde. Darauf sagte er: Siehe, ich habe es unternommen, mit meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich dort nur zwanzig. Er antwortete: Ich werde sie nicht vernichten um der zwanzig willen. Und nochmals sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich nur noch einmal das Wort ergreife. Vielleicht finden sich dort nur zehn. Er sprach: Ich werde sie nicht vernichten um der zehn willen.
Im Apostelbrief wird die Taufe hervorgehoben. Die Getauften sind hineingenommen in eine große Verheißung. Der Glaube an die Kraft Gottes zählt allein.
Schwestern und Brüder! Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat. Ihr wart tot infolge eurer Sünden und euer Fleisch war unbeschnitten; Gott aber hat euch mit Christus zusammen lebendig gemacht und uns alle Sünden vergeben. Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat.
Mit dem Vaterunser-Gebet hat Jesus die Welt beschenkt. Sein Vater ist auch der Vater aller Menschen. Er ist „erreichbar“ und leiht sein „Ohr“ unseren Bitten.
Jesus betete einmal an einem Ort; als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat! Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen! Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung! Dann sagte er zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen und ich habe ihm nichts anzubieten!, wird dann der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben? Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht. Darum sage ich euch: Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder welcher Vater unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.
„Herr, lehre uns beten!“ Das ist die heutige Position zum Ausgang. Die Jünger beobachten genau, wie Jesus selbst betet. Dieses Beten war wahrscheinlich anders, als nur die „Formeln“ der Psalmen zu sprechen …
So lautet die wichtige Frage: Wie beten wir richtig? Eine Frage, die sich bis heute stellt. Jesus lehrt das Vaterunser-Gebet. Im Lukas-Evangelium ist uns – im Gegensatz zu Matthäus – die kürzere Version überliefert. Im Vaterunser-Gebet hat Jesus die Welt beschenkt. Grundlagen für dieses zentrale Gebet der Christen finden wir in der jüdischen Gebetstradition. Viele hundert Bücher wurden im Laufe der Zeit über dieses Gebet geschrieben …
Jesus stellt Gott im Himmel in die Mitte des Betens. Sein Vater ist auch der Vater aller Menschen. Die zweite Richtung ist die „Brotbitte“. Dahinter steht das Bedürfnis: Gott möge uns stets im ausreichenden Maß Nahrung schenken – im körperlichen, aber auch im geistlichen Sinne. Dazu passt der Hinweis von Jesus in der Erzählung: „Wer bittet, der empfängt.“ Und: „Wer anklopft, dem wird geöffnet.“ Dahinter steht ein großes Vertrauen in das Mitgehen Gottes. Das Gebet kann „Wunder“ vollbringen.
Die Frage heute: Brauchen wir Gebete? Vom großen Theologen des 20. Jahrhunderts, P. Bernhard Häring, stammt die Aussage: „Ich bete, weil ich lebe – ich lebe, weil ich bete.“ Was bewirkt das Gebet? „Sich selbst zu finden und Gott zu finden,“ meinte eine Mystikerin des Mittelalters. Gerade das Vaterunser-Gebet ist auch ein zentrales gemeinschaftliches Gebet. Wir beten es gemeinsam in der festen Ahnung, dass Gott „sein Ohr“ bei uns hat.
Wo finde ich mich im Vaterunser-Gebet wieder? Sind darin auch die vielen Anliegen der Welt enthalten? Gehört das Gebet zu meinem Alltag?
Er ist Bischofsvikar der Diözese Eisenstadt und Subregens im gemeinsamen Ausbildungshaus der drei ostösterreichischen Priesterseminare in Wien.
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