Er ist Pfarrer im Seelsorgeraum Lienz-Nord und Leiter der Bibelpastoral der Diözese Innsbruck. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Kurz vor seinem Tod fasst Mose nochmals zusammen, was ihm wichtig ist. Die Gesetze Gottes sind eine Hilfe, um zu leben und das Wichtigste im Leben nicht zu vergessen.
Mose sprach zum Volk: Israel, hör auf die Gesetze und Rechtsentscheide, die ich euch zu halten lehre! Hört und ihr werdet leben, ihr werdet in das Land, das der HERR, der Gott eurer Väter, euch gibt, hineinziehen und es in Besitz nehmen. Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte, nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; ihr sollt die Gebote des HERRN, eures Gottes, bewahren, auf die ich euch verpflichte. Ihr sollt sie bewahren und sollt sie halten. Denn darin besteht eure Weisheit und eure Bildung in den Augen der Völker. Wenn sie dieses Gesetzeswerk kennenlernen, müssen sie sagen: In der Tat, diese große Nation ist ein weises und gebildetes Volk. Denn welche große Nation hätte Götter, die ihr so nah sind, wie der HERR, unser Gott, uns nah ist, wo immer wir ihn anrufen? Oder welche große Nation besäße Gesetze und Rechtsentscheide, die so gerecht sind wie alles in dieser Weisung, die ich euch heute vorlege?
Reden und Tun müssen zusammenpassen.
Wer nur kluge Tipps für andere hat und sich selber nicht daranhält, wird unglaubwürdig.
Meine geliebten Schwestern und Brüder!
Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, vom Vater der Gestirne, bei dem es keine Veränderung oder Verfinsterung gibt. Aus freiem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir eine Erstlingsfrucht seiner Schöpfung seien. Nehmt in Sanftmut das Wort an, das in euch eingepflanzt worden ist und die Macht hat, euch zu retten! Werdet aber Täter des Wortes und nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst! Ein reiner und makelloser Gottesdienst ist es vor Gott, dem Vater: für Waisen und Witwen in ihrer Not zu sorgen und sich unbefleckt von der Welt zu bewahren.
Unser Äußeres und unser Inneres hängen zusammen. Beide benötigen Aufmerksamkeit und Pflege. Der Blick auf das Innere hilft, die eigene Mitte zu finden.
In jener Zeit versammelten sich die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, bei Jesus. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben; so halten sie an der Überlieferung der Alten fest. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesája hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Vergeblich verehren sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. Dann rief Jesus die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage! Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.
Die Müllkübel in den Städten Österreichs haben seit einigen Jahren originelle Sprüche und Aufschriften. Einer davon lautet: „Rein oder nicht rein – das ist hier die Frage“. Die humorvolle Botschaft ist klar: Gib deinen Müll ab, trag ihn nicht herum und wirf ihn nicht einfach irgendwohin! Rein oder nicht rein – das ist auch die Frage in der Diskussion zwischen Jesus und den Pharisäern: Der Realist Jesus weiß, dass wir alle im Laufe einer Woche Müll ansammeln, dass auch der zwischenmenschliche Müll zu stinken beginnt und das Miteinander vergiftet und sogar abtötet. Reinheit bedeutet, regelmäßig den Seelen-Müll abzugeben und um Verzeihung zu bitten. Bei Reinheit geht es nicht darum, Fassadenpflege zu betreiben, sondern das Innere zu pflegen. Wer hingegen
seinen Müll nicht abgibt, wird selbst zum Mülllager. Du bist dann kein freier Mensch, sondern bist an die Fehler der anderen und an deine gefesselt. Du wärmst ständig alte Geschichten auf und kannst nichts abschließen. Du bist wie ein hochexplosives Fass, in dem sich viel angestaut hat und das beim kleinsten Anlass explodiert. Für Jesus geht es bei der Frage nach der Reinheit nicht so sehr um saubere Kochtöpfe und Kamine, sondern darum, dass wir nicht wie ein explodierender Kamin werden, der zwar schön angemalt ist, aber nicht reinigt. In einem anderen Zusammenhang ist Jesus noch schärfer und wirft den Pharisäern vor, dass sie wie Gräber sind: außen schön und weiß bemalen und innen stinkend.
Achte auf Deine Gedanken,
denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte,
denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten,
denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.
(Jüdischer Talmud)
Er ist Pfarrer im Seelsorgeraum Lienz-Nord und Leiter der Bibelpastoral der Diözese Innsbruck. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at