- Josef Hölzl dipl. Ehe-, Familien- und Lebensberater
Aus der Praxis: Marianne und Günter kommen in die Beratung, weil sie zunehmend darunter leiden, dass ihre Konflikte und Streitereien immer wieder eskalieren. Übrig bleiben Vorwürfe, das Gefühl, nicht verstanden zu werden und am Ende oft drückendes Schweigen. Auf der Strecke bleiben der Wunsch nach Zuwendung, Anerkennung, Wertschätzung und Zärtlichkeit. Dabei erwarten beide irgendwann im Laufe des Konfliktes vom anderen Teil den ersten Schritt.
Günter und Marianne begannen ihre Ehe vor Jahren mit der Hoffnung, möglichst konfliktfrei und glücklich zu leben. Sie hatten damals die Idee: Dort wo Liebe ist, wird man sich nicht verletzen wollen. Doch: Gerade wo Liebe und Nähe sind, steigt das Verletzungsrisiko. Konflikt und Streit in der Partnerschaft bedeuten: Wir sind unterschiedlich. Wer mit dem Partner in Konflikt gerät, zeigt, dass ihm am anderen etwas liegt. Man ist sich nicht gleichgültig. Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass oder Wut, sondern Ignoranz und Indifferenz. Streit kann die Luft reinigen wie ein Gewitter. Streiten tut manchmal sehr weh, aber die Partner spüren sich wieder. Nach einer Auseinandersetzung gehen die Partner in der Regel behutsamer miteinander um und eine neue Achtsamkeit kann entstehen. Folgende Schritte und Haltungen können hilfreich sein, Konflikte gut zu überstehen und eine positive Streitkultur zu entwickeln. „Schmiede das Eisen, wenn es kalt ist!“ Manchmal ist es ratsam zu unterbrechen, aufzuschieben, denn sonst steigt das Verletzungsrisiko ins Vielfache bzw. eine(r) der Partner/innen wird immer ruhiger und „kleiner“. Aufschub ist dann leichter möglich, wenn wieder darüber gesprochen werden darf – allerdings in einer anderen Stimmung und Atmosphäre.
Keine Angriffe unter der Gürtellinie. Ein Rest von Vernunft (und Liebe) lässt die Partner davor scheuen, Dinge zu sagen, die ihre Beziehung tief stören oder gar zerstören. Letztlich treffen wir die Entscheidung, wie weit wir gehen bzw. wann wir aufhören.
Nicht ändern und beeinflussen wollen. Man kann nur die eigenen Gefühle, Gedanken, Reaktionen und Verhaltensweisen kontrollieren. Diese Einsicht ist zugleich enttäuschend und befreiend.
Unterschiedlichkeit als Herausforderung. „Man heiratet schließlich nicht um glücklich zu werden, sondern um ganz zu werden.“ (Yumi Schleifer). Man hat einen Partner mit einer Eigenschaft gewählt, die möglicherweise ein persönliches Defizit ist. Wenn sich Partner/innen so begreifen, nutzen sie die Unterschiedlichkeit des anderen für ihr persönliches Wachstum und zur Stärkung des eigenen Selbst.
An einem Strang ziehen. Das „Wir-Gefühl“ wird besonders im Umgang mit den Kindern auf die Probe gestellt. Unterschiedliche Ansätze in der Erziehungsarbeit sind bisweilen recht schwierig zu akzeptieren. Man sollte sich als Vater bzw. als Mutter trotz und mit seiner/ihrer Herangehensweise achten, respektieren und würdigen und nicht untergraben, überprüfen oder entwerten. 1 Kritik : 5 Wertschätzungen. Das ist zweifellos eine der schwersten Anforderungen und auch tatsächlich „Beziehungsarbeit“. Wertzuschätzen und Anerkennung zu geben, fällt in Phasen der Verliebtheit leicht, später aber braucht es dafür immer wieder das bewusste Bemühen darum. Josef Hölzl dipl. ehe-, familien- und lebensberater, gewaltberater und gewaltpädagoge beziehung leben