ist Fachinspektorin für katholischen Religionsunterricht im Burgenland sowie Vorsitzende des forum martinus der Diözese Eisenstadt, sie ist verheiratet und hat eine Tochter. Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Gott, der Herr, gab mir die Zunge von Schülern, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort.
Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich höre, wie Schüler hören. Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück.
Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Und Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.
Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes, des Vaters.
Gleich in der Frühe fassten die Hohepriester, die Ältesten und die Schriftgelehrten, also der ganze Hohe Rat, über Jesus einen Beschluss. Sie ließen ihn fesseln und abführen und lieferten ihn Pilatus aus. Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er antwortete ihm: Du sagst es. Die Hohepriester brachten viele Anklagen gegen ihn vor. Da wandte sich Pilatus wieder an ihn und fragte: Willst du denn nichts dazu sagen? Sieh doch, wie viele Anklagen sie gegen dich vorbringen. Jesus aber gab keine Antwort mehr, sodass Pilatus sich wunderte. Jeweils zum Fest ließ Pilatus einen Gefangenen frei, den sie sich ausbitten durften. Damals saß gerade ein Mann namens Barabbas im Gefängnis, zusammen mit anderen Aufrührern, die bei einem Aufstand einen Mord begangen hatten. Die Volksmenge zog zu Pilatus hinauf und verlangte, ihnen die gleiche Gunst zu gewähren wie sonst. Pilatus fragte sie: Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden freilasse? Er merkte nämlich, dass die Hohepriester Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatten. Die Hohepriester aber wiegelten die Menge auf, lieber die Freilassung des Barabbas zu fordern. Pilatus wandte sich von Neuem an sie und fragte: Was soll ich dann mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? Da schrien sie: Kreuzige ihn! Pilatus entgegnete: Was hat er denn für ein Verbrechen begangen? Sie aber schrien noch lauter: Kreuzige ihn! Darauf ließ Pilatus, um die Menge zufriedenzustellen, Barabbas frei. Jesus lieferte er, nachdem er ihn hatte geißeln lassen, zur Kreuzigung aus. Die Soldaten führten ihn ab, in den Hof hinein, der Prätorium heißt, und riefen die ganze Kohorte zusammen. Dann legten sie ihm einen Purpurmantel um und flochten einen Dornenkranz; den setzten sie ihm auf und grüßten ihn: Sei gegrüßt, König der Juden! Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den Kopf und spuckten ihn an, beugten die Knie und huldigten ihm. Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen. Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Kyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen. Und sie brachten Jesus an einen Ort namens Golgota, das heißt übersetzt: Schädelhöhe. Dort reichten sie ihm Wein, der mit Myrrhe gewürzt war; er aber nahm ihn nicht. Dann kreuzigten sie ihn. Sie verteilten seine Kleider, indem sie das Los über sie warfen, wer was bekommen sollte. Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. Und eine Aufschrift gab seine Schuld an: Der König der Juden. Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den andern links. Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: Ach, du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Rette dich selbst und steig herab vom Kreuz! Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohepriester und die Schriftgelehrten und sagten untereinander: Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten.
„Und Gott, der Herr, wird mir helfen" (Jes 50, 7a), so heißt es in der Schriftlesung zum Palmsonntag. Dieses dritte Gottesknechtslied hat seinen fixen Platz am Karwochenbeginn, so wie das vierte Gottesknechtslied dann in den Karfreitagslesungen. Fast poetisch klingend wird hier das Leid der Israeliten in der Zeit des babylonischen Exils skizziert. Autor ist ein Prophet, der sich als Nachfolger des Jesaja versteht. Die Schriften dieses Deuterojesajas (zweiten Jesajas) umfassen die Kapitel 40 bis 55 im Jesajabuch. In diesem Teil des Buches sind auch die vier Gottesknechtlieder enthalten. Wie ein Trostbuch für die verschleppten und verzagten Israeliten im Exil wirken diese Texte. Hier wird das Bild des leidenden Volks Gottes gezeichnet und gleichzeitig ein Teaser, d.h. eine Vorankündigung von Jesus Christus gemacht.
Das dritte Lied vom Gottesknecht (50,4-9) ist ein Vertrauenspsalm in diesem Trostbuch, in dem der Knecht seine Hoffnung ausdrückt. Seine ganze Kraft kommt von Jahwe und mit dieser kann er allem Leiden unerschüttert begegnen. Denn dieser Jahwe ist der, der ihm in seiner Not beisteht. Es stärkt sein Vertrauen, dass er nicht untergehen wird.
Das Lied vom leidenden Gottesknecht weist auf die Passion Jesu hin. Es macht mit Jesus allen Verzagten, Außenseitern, Enttäuschten und Benachteiligten Mut und gibt Hoffnung. Sie alle und auch wir dürfen vertrauen, dass uns unser Gott seine Nähe spüren lässt, denn „... Gott, der Herr, wird mir helfen". Er schenkt uns schlussendlich Ostern.
Wo können wir selbst in diesem Schriftwort Vertrauen schöpfen und unseren Mut bestärken?
Wie können wir dieses Vertrauen und diesen Mut durch unsere christliche Solidarität mit Bedürftigen, Armen, Asylwerbern, Kranken, ... zum Ausdruck bringen?
ist Fachinspektorin für katholischen Religionsunterricht im Burgenland sowie Vorsitzende des forum martinus der Diözese Eisenstadt, sie ist verheiratet und hat eine Tochter. Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at