Was früher ein Arme-Leute-Essen war, hat sich Dank seiner Vielfältigkeit und des herrlichen Geschmacks zum Liebling von Feinschmeckern gemausert. Längst sind Erdäpfel aus der Rolle der einfachen Beilage geschlüpft und haben sich zu herzhaften Hauptgerichten und Süßspeisen gewandelt.
Herr und Frau Österreicher lieben Erdäpfel. Es werden mehr als doppelt so viel Kartoffeln wie Nudeln hierzulande verspeist, ganz besonders viel, nämlich etwa 20 Kilogramm pro Kopf und Jahr, in Tirol und Kärnten. Die größten Anbauflächen finden sich in Nieder- und Oberösterreich.
Erdäpfel-Kindheit
In zwei aktuellen Büchern blicken die Autorinnen Ulrike Haunschmid und Yvonne Schwarzinger zurück auf Omas Kartoffelgerichte, die sie als Kinder genossen und später selbst zubereitet haben. Und es blieb nicht bei den kindheitlichen Erinnerungen, sondern es entstand eine richtige Leidenschaft für die Knolle. Uli Haunschmid gründete und führte sogar viele Jahre lang die erste österreichische Erdäpfelpension in Pettenbach.
Erdäpfel-Sorten
Mehlig und speckig sind Klassierungen, die man heute nur noch am Wochenmarkt, nicht aber auf den Erdäpfelnetzen im Supermarkt findet. Schon gar nicht oder nur selten ist da die Sorte angegeben. Schade eigentlich. Stattdessen gibt es rot und blau etikettierte Sackerl, auf denen erklärend der Verwendungszweck zu lesen ist. Die Begriffe „festkochend“ und „vorwiegend festkochend“ scheinen demnach doch zu wenig aussagekräftig zu sein. Dabei hätten die Sorten-Namen auch noch einen recht amüsanten Ursprung: es heißt nämlich, dass die Bauern ihre besten Erdäpfel nach der schönsten Tochter benannt hätten.
Erdäpfel-Tipps
Auch wenn man frisch gekochte Erdäpfel kaum mit bloßer Hand angreifen kann, lassen sie sich doch jetzt am leichtesten schälen. Mit kaltem Wasser abschrecken ist aber die falsche Methode. Erdäpfel sollten nach dem Kochen ausdampfen, also möglichst viel Flüssigkeit verlieren. Zusätzliches Wasser macht den Geschmack fad und wässrig. Optimal gelagert wird dunkel und luftig, auf gar keinen Fall im Kühlschrank. Denn: bei Kälte wird die enthaltene Stärke in Zucker umgewandelt, die Erdäpfel schmecken dann süß. Als Retter in der Not bewähren sich geriebene, rohe Kartoffeln dann, wenn Suppe oder Sauce zu dünn oder salzig geraten sind. Dieser und viele andere hilfreiche Tipps sind in beiden Büchern zu finden.
Erdäpfel-Gesundheit
Kartoffeln enthalten wenig Kalorien, sind dafür aber gute Energielieferanten. Sie eignen sich also ideal zum Abnehmen und liefern gleichzeitig Kohlehydrate, Vitamine und wichtige Spurenelemente. Darüber hinaus unterstützt der ausgepresste Saft die Linderung bei Magen- und Darmbeschwerden, ein Sud eignet sich zum Inhalieren bei Verkühlungen, und Erdäpfelschalen können in einem Wickel oder Umschlag Entzündungen lindern. Sogar in der Naturkosmetik findet man Erdäpfel wieder. Bei Akne, Cellulite oder trockener Haut sollen speziell angefertigte Masken und Wickel wahre Wunder vollbringen.
Erdäpfel-Genüsse
Nicht zuletzt findet die Leserin und der Leser eine reiche Auswahl an einfachen und Gourmet-Rezepten zum Gustieren und Nachkochen wie etwa Omas Erdäpfelsuppe, Strudel, Schmarren, Brotteige, pikante und süße Knödel. Den Kinder-Klassiker Pommes frittes sucht man wohl aus gutem Grund vergeblich.