Nicht zu viel vornehmen und nicht zu streng mit sich selbst sein – zwei wichtige Punkte, auf die man bei Neujahrsvorsätzen achten sollte. Eva Gütlinger, Soziologin und Trainerin, hat noch mehr Tipps, wie man sich erfolgreich auf einen neuen Weg begeben kann.
„Schon die Formulierung ist wesentlich dafür verantwortlich, wie ich zu dieser gewünschten Veränderung stehe und ob sie mir gelingt“, erklärt Eva Gütlinger. Das Wort Vorsatz ist für sie zu stark und fordernd. „Kein Wunder, wenn sich da gleich Zweifel oder innerer Widerstand regt. Druck erzeugt Gegendruck, dann geht nichts.“
Freundliche Aufforderung
„Formulieren Sie Wünsche“, rät die Expertin. Fordert man beim Vorsatz von sich ein „Muss“, ist es beim Wunsch ein „Es wäre schön, wenn ...“. Das ist zwar schwächer formuliert, aber darauf kann man sich leichter einlassen. „Wenn Sie sich etwas von sich selbst wünschen, werden Sie ein inneres Lächeln bemerken“, ist die Kommunikationsexpertin überzeugt.
Alte Muster einladen
Veränderungen sind wichtig und mit Wünschen kann man diese Neuausrichtungen gut formulieren. Es geht allerdings nicht von einem Tag zum anderen. „Rückschläge kommen sicher, wir sind ja nur Menschen“, lächelt Gütlinger. Sie rät aber dazu, diese alten Muster bewusst zuzulassen. „Wer sich darüber ärgert, dass er auf dem Weg zur Traumfigur – wie früher – genascht hat, blockiert sich selbst.“ Viel besser wäre es, alte Verhaltensweisen freundlich einzuladen. Sie dürfen ab und zu kommen, erhalten aber keine Aufmerksamkeit, nur ein: „Ich kenne dich, aber ich brauche dich nicht mehr.“ Damit sind sie abgehakt und man kann sich ungestört in eine neue Richtung bewegen.
Positiv formulieren
„Ich wünsche mir, gesünder zu leben, klingt doch viel einladender als: Ich muss nun fünf Mal wöchentlich eine Stunde laufen.“ Wer sich zu einer Veränderung zwingen muss und davon im Innersten nicht wirklich überzeugt ist, wird über kurz oder lang scheitern. Das Gleiche gilt für Wünsche, die eigentlich nicht die eigenen, sondern die der Mitmenschen sind. „Will sie, dass er zum Rauchen aufhört, oder will er, dass sie abnimmt, wird das ziemlich wahrscheinlich nicht funktionieren“, ist Eva Gütlinger überzeugt.
Alles hat seinen Grund
Dieser Satz klingt im ersten Augenblick banal. „Aber es ist tatsächlich so, dass alle unsere Verhaltensmuster begründet sind. Ob bewusst oder unbewusst, es gibt immer einen Grund dafür, warum wir gerade so handeln“, sagt die Soziologin. Manches mag vielleicht jetzt sinnlos erscheinen, hatte aber in der Vergangenheit Sinn. Nur die Muster sind geblieben. Um neue Wege einzuschlagen, braucht es oft auch Hilfe. Andere Menschen stellen andere Fragen, sehen blinde Flecken, die einem selbst verborgen sind. Allein steckt man im wahrsten Sinne des Wortes fest. „Ein gutes Instrument in dieser Situation sind Aufstellungen. Dabei wird die subjektive Wahrheit ans Licht geholt. Widerstände, Ängste und Ziele können hier gut formuliert werden“, erklärt Eva Gütlinger.
Auf sich selbst achten
Der Alltag besteht aus vielen Tätigkeiten und Verpflichtungen, die man sich nicht wirklich aussucht. Daher ist es ganz wichtig, dazwischen wieder ins Gleichgewicht zu kommen. „Auf seine eigenen Wünsche eingehen ist aber kein Egoismus. Ich schade damit niemandem“, versichert Gütlinger. Sich selbst ein erfülltes Leben wünschen ist eigentlich schon ein großer Vorsatz für das neue Jahr. Und dann kann man auch leichter wieder für die Mitmenschen da sein.